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20 Jahre Bundesliga 1997-2017

Zwei machten es gleich zweimal

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Der Aufstiegsmanager: Mit Peter Pander schaffte der VfL (l. Ulf-Volker Probst, r. Jens Keller) den Sprung in die 2. Liga, in die Bundesliga und in den UEFA-Cup. Imago Rust/06548461

20 Jahre, 20 Geschichten: Die AZ/WAZ-Serie zum Bundesliga-Jubiläum des Vfl (14): Die Manager

Bei den Managern hatte Fußball- Bundesligist VfL Wolfsburg in 20 Jahren Bundesliga nicht ganz den Verschleiß wie bei den Trainern – aber: auch hier blieb die Erstbesetzung am längsten. Unter welchem Manager der VfL Meister wurde, wissen die meisten. Aber welcher Manager tätigte den ersten Mega-Verkauf? Unter welchem Manager wurde der VfL Wolfsburg erstmals Bundesliga-Spitzenreiter?

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Musste zusammen mit Trainer Holger
Fach (r.) gehen: Pander-Nachfolger
Thomas Strunz.
Imago HARDT/01807459

Bei den Trainern hatte Wolfgang Wolf im ersten Bundesliga- Jahr das Sagen. Eingestellt hatte ihn Peter Pander. Der hatte das Amt mal in der 3. Liga angetreten – da hieß das noch Liga-Obmann. Sieben Manager, oder Sportdirektoren, wie sie Laufe der Jahre dann auch hießen, folgten ihm seit 2004 nach. Dazu übernahm der unter anderem für Organisation zuständige Geschäftsführer Klaus Fuchs zweimal die Geschäfte des Fußball-Managers mit.

Pander nahm seinen Hut 2004, als der VfL am Grünen Tisch aus dem DFB-Pokal geflogen war; Marian Hristov hätte nicht eingesetzt werden dürfen.

Fuchs, der als Geschäftsführer maßgeblich den Stadionneubau zu verantworten hatte, übernahm interimsmäßig. Und es lief zunächst einmal: Im Herbst 2004 war Wolfsburg plötzlich Tabellenführer, verteidigte die Position eine Weile. Im Winter wurde nach langer Suche Thomas Strunz als Manager installiert. Der Ex-Profi, zuvor als Spielerberater tätig, redet vom Titel, doch der VfL stürzt ab.

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Erst für den Arena-Bau zuständig, dann auch sportlich verantwortlich: Klaus Fuchs. 
Foto: Roland HermsteIn
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Trendwende mit Fußball-Fan Winterkorn an der VW-Spitze: Felix Magath wurde geschäftsführender Trainer-Manager.
Imago Rust/03514290

Der Magier kommt

Der bei den Fans beliebte Trainer Erik Gerets haute am Saisonende ab. Holger Fach wurde Coach. Der von Strunz zuvor vorgeschlagene Dieter Hecking fand wegen der dann für Aachen fälligen Ablöse von 800.000 Euro nicht den Segen des Aufsichtsrats. Weihnachten 2005 flogen Fach und Strunz. Fuchs sprang wieder ein, als Coach kam Klaus Augenthaler.

So recht voran ging es nicht. Fuchs sprang noch einmal ein, dann begann quasi die Neuzeit des VfL Wolfsburg. Bei Volkswagen hatte Martin Winterkorn das Ruder übernommen, gemeinsam mit Konzernvorstand und Aufsichtsrats-Vize Francisco Garcia Sanz sowie Aufsichtsrats-Chef Lothar Sander zeigte er sich nach dem die Klasse sichernden Sieg in Aachen auf dem Rasen, sagte: „Eine dritte Saison, in der wir zittern müssen, ist zu verhindern.“ Zur neuen Saison kommt Felix Magath – als Trainer, Manager und Geschäftsführer. Die finanzielle Ausstattung durch den Klubeigner VW wird besser und besser, mit Andrea Barzagli kann Magath zur Saison 2008/09 den ersten VfL-Transfer in zweistelliger Millionenhöhe realisieren. Der italienische Weltmeister ist ein Mosaik-Stein für das Meisterpuzzle 2009.

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Pokalsieg und Vizemeisterschaft: Die Klaus-Allofs-Ära gehört zu den erfolgreichsten der VfL-Geschichte.
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Bekam Magaths Ämter, hatte aber
nicht Magaths Erfolg: Armin Veh.

Allofs schuf Transfer-Rekorde

Magath zog es zu Schalke 04, sein Nachfolger Armin Veh hatte wenig Glück. Von der Doppelfunktion wurde er im Januar 2010 befreit. Ex-Profi Dieter Hoeneß wurde Manager. Ende Januar musste Veh als Trainer gehen. Hoeneß schuf in den Strukturen Nachhaltiges, holte etwa Thomas Röttgermann, den er aus Berlin kannte, zum VfL. Er verpflichtete andererseits aber auch den glücklosen Coach Steve McClaren, sein Königstransfer Diego konnte es nicht richten – es lief wenig. In seine Amtszeit fiel allerdings auch der erste Mega-Transfer-Erlös und -Gewinn: Edin Dzeko wurde für 37 Millionen Euro an Manchester City verkauft. Sportlich führten die Erlöse und Neueinkäufe nicht weiter – und als der VfL wieder in Abstiegsnot geriet, musste Hoeneß gehen.

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2008 wird es zweistellig: Für 14 Millionen angelt sich der VfL Weltmeister Andrea Barzagli von US Palermo. 
Imago 03827984 
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Gutes Geschäft: Martin Petrov, 2001 für 3,25 Millionen Euro von Servette Genf geholt, verabschiedet sich 2005 zu Atletico Madrid – Ablöse: 10 Millionen. Imago 01630285

Im März 2011 war Magath wieder da – mit alter Machtfülle. Er rettete den Klub vor dem Abstieg, wurde in der darauffolgenden Saison Achter, holte unter anderem Ricardo Rodriguez, doch der Zauber des Magiers, des Meistermachers, war verflogen. 2012/13 war Wolfsburg nach acht Spieltagen Letzter. Bei der Rückkehr noch gefeiert, forderten die Fans „Magath raus“. Und es kam Klaus Allofs. Der führte den VfL mit Dieter Hecking in ruhiges Fahrwasser, schuf Transferrekorde im Ein- (Julian Draxler) und Verkauf (Kevin De Bruyne), der VfL wurde Vizemeister und Pokalsieger, ehe ein schleichender Abstieg begann.

Mit Olaf Rebbe, der den Posten des Managers von Allofs übernahm, schließt sich gewissermaßen ein Kreis. Genau wie Pander, aber anders als alle anderen (außer Fuchs) hat er keine Karriere als Profifußballer gemacht.

Nächsten Mittwoch: VW und die VfL-GmbH

In dieser Woche vor 20 Jahren  

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Erst zwei Tore, dann sechs Pils! Am Ende war Roy Präger „angeschlagen“. Imago HöHne/00002762

Eine Niederlage bei Spitzenteam Kaiserslautern, danach drei Unentschieden gegen Zweitliga- Kellerkinder – der Vfl befindet sich in einem Zwischentief. Dass es am 24. April 1997 bei Waldhof Mannheim überwunden wird, scheint zweifelhaft. Weil auch dieser Gegner gegen den Abstieg kämpft. Und weil die Partie in der Fremde stattfindet.

Um auf den bis dato letzten Wolfsburger Auswärtssieg zu kommen, muss man schon über ein mehr als ordentliches Gedächtnis verfügen – oder über einen Spielplan. Auf der Suche nach dem passenden Ergebnis stoppt der Finger erst am siebten Spieltag und dem 4:1 beim VfB Oldenburg.

Fast genau sieben Monate später, das Spiel steigt wegen einer Messe am Donnerstag, nehmen die Grün-Weißen einen neuerlichen Anlauf. Und siehe da, es klappt! Ob‘s an verunsicherten Mannheimern liegt, denen der DFB die Lizenz für die neue Saison verweigert? Oder an den harschen Worten, die Vfl-Trainer Willi Reimann bei der Aussprache nach dem peinlichen 1:1 gegen Zwickau wählt?

Vielleicht spielt beides eine rolle. Was aber ganz sicher zum Ende der Wolfsburger Sieglos- Serie beiträgt, ist die neue Offensiv-Power. Reimann schickt drei Stürmer aufs Feld, und mit dem überragenden Roy Präger (zwei Tore), Mathias Stammann (ein Treffer) sowie Stefan Meißner (eine Vorlage) ist das Trio maßgeblich am 3:1 beteiligt.

Nach diesem Triumph und der Rückkehr auf Aufstiegsplatz drei genehmigt sich Präger gleich mal einen – oder besser gesagt: sechs. Der Doppelpacker muss zur Dopingprobe, doch anders als in den vorangegangenen 90 Minuten läuft‘s nicht. Erst ein Sixpack (!) Eichbaum-Ureich-Pilsener später ist die lästige pflicht erledigt. Präger: „Jetzt bin ich mächtig angeschlagen...“

„Wolfsburg hat einen Standortnachteil“

Erster Manager nach der langen Ära von Peter Pander – Thomas Strunz, Ex-Profi des FC Bayern München, trat 2004 ein schweres Amt an. Zuvor war er als Spielerberater tätig gewesen. Das macht er auch heute wieder, ist zudem Experte bei Sport1.

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Nach der vergleichsweise langen Amtszeit von Peter Pander währte Ihre Zeit beim VfL kurz. Wie weh tat das? Und relativiert sich manches? Später sind auch noch andere Manager nicht lange geblieben...

Klar relativiert sich das durch den Abstand, den man gewinnt. Und die wirtschaftlichen Gegebenheiten zu meiner Zeit sind mit denen heute nicht vergleichbar.

Aber die Ziele waren doch schon hoch?

Erwartungen und Anforderungen waren da, aber der Etat, mit dem es in die Champions League gehen sollte, war nicht so groß. Der nächste Schritt für den VfL wurde erst möglich, als Martin Winterkorn VW-Chef wurde. Da hat sich dann gezeigt, dass das Erreichen der Ziele auch mit handelnden Personen beim Hauptsponsor zusammenhängt. Zudem war zu meiner Zeit bei VW gerade Sparkurs unter dem Sanierer Wolfgang Bernhard angesagt. Insofern weiß ich aber auch, wie es dem Wolfsburger Management in den vergangenen zwölf bis 18 Monaten im Zuge der Abgasaffäre ging.

Sie gingen beim VfL mit Trainer Holger Fach, den sie erst zu Saisonbeginn verpflichtet hatten. Sie hatten aber einen anderen Wunschkandidaten gehabt? Wäre es nach mir gegangen, hätten wir damals Dieter Hecking verpflichtet. Für den wollte Aachen eine Ablöse. VW hat dem nicht zugestimmt. Dass die Bedingungen beim VfL so sind, wusste ich, also war es okay.

Wieso unterliegt der VfL so oft Schwankungen?

Ich denke, Wolfsburg hat einen Standortnachteil, so wie etwa Freiburg oder Bremen gegenüber Hamburg, Dortmund oder München, die Strahlkraft, Geld oder Tradition haben. Bei Wolfsburg muss sehr vieles zusammenpassen für den Erfolg. Zudem sind Top-Spieler schwer zu halten. Und sind sie weg, kann man sie nicht leicht Eins zu Eins ersetzen, das kann zu den Extremen führen.