Anzeige
Rubbel die Gans

Gan(s)z heimlich

Gan(s)z heimlich Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

© Oleksandr Lytvynenko/123RF

Wie „Schnatterlie“ ins Katzenkörbchen kommt

In vielen Familien ist es Brauch, dass eine Weihnachtsgans zu Heiligabend oder an einem der beiden Weihnachtsfeiertage serviert wird. So auch bei der vierköpfigen Familie H. aus der Nachbarschaft. Da die 14-jährige Tochter viel Wert auf gesunde Ernährung legt und ihre Eltern auch nach diversen Vorträgen über ökologische und tiervertägliche Landwirtschaft ziemlich weichgekaut sind, entschließt man sich dieses Jahr, eine lebendige Gans vom örtlichen Geflügelzüchter auszusuchen.Um auch sicherzugehen, dass die Tieren vor ihrem großen Auftritt als Gänsebraten auch wirklich ein gutes Leben führen, geht die gesamte Familie zum besagten Landwirt. Auf einer großen Wiese hinter der Scheune wuseln 40 Gänse herum und während Herrn H. angesichts der Parade watschelnder Gänsekeulen im Geiste schon das Wasser im Mund zusammenläuft, brechen die Tochter und der achtjährige Sohn in laute Entzückensschreie aus. „Die da, nein, die da“, rufen die beiden Kinder, als ob es um einen Hundewelpen zum Mitnehmen geht.

Rubbel die Gans

„Na ja, Gänsebraten gibt es bei Familie H. in diesem Jahr nicht, dafür sorgen schon die Kinder, die „Schnatterlie“ natürlich nicht wieder hergeben wollen.“

Doch darum geht es ja nun wirklich nicht und als sich die Familie also vergewissert hat, dass es den Tieren an nichts mangelt, macht man sich – unter lautem Genöle der Kids – wieder auf den Heimweg. Nach zehnminütiger Fahrt öffnet Frau H. die Eingangstür ihres Hauses und im Gänsemarsch treten Herr H., Tochter, Sohn – und eine Gans ins Haus ein. Frau H., die immer noch mit geöffnetem Mund an der Haustür steht, lässt den Schlüssel fallen.

Herr H., die Kinder und auch die Gans drehen sich erschrocken zu Frau H. um, die entgeistert auf das weiße Federvieh zeigt. Die Gans lässt erst einmal quasi zur Begrüßung etwas Unappetitliches auf den Vorleger fallen und watschelt wie selbstverständlich ins Wohnzimmer. Offenbar hat sich die Gans auf der Weide durch das nur kurz geöffnete Gatter gezwängt und ist klammheimlich hinter der Familie hergelaufen. Geistesgegenwärtig schließt Frau H. die Haustür, um die Gans einzusperren. Doch die hat es sich in der Zwischenzeit schon im Korb der Hauskatze bequem gemacht.

Na ja, Gänsebraten gibt es bei Familie H. in diesem Jahr nicht, dafür sorgen schon die Kinder, die „Schnatterlie“ natürlich nicht wieder hergeben wollen. Frau H. ruft bei einer Freundin an, die einen großen Tier-Gnadenhof besitzt, und dort darf „Schnatterlie“ noch lange und glücklich leben – sehr zur Freude der Kinder und zur nicht ganz so großen Freude von Herrn H. Aber, mal ehrlich, Kartoffelsalat und Würstchen sind schließlich auch ein toller Brauch zu Weihnachten.