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Rubbel die Gans

Wo sich die Liesel heimisch fühlt

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Der Gänseliesel-Brunnen-in Hannover am Steintorplatz.

Gänse machen es sich auf so manchem Brunnen gemütlich

Der Göttinger Brunnen ist mit einem Gänseliesel als Figur 1901 errichtet worden und gilt als Wahrzeichen der Universitätsstadt. Sie wurde von dem Bildhauer Paul Nisse nach einem Entwurf des Architekten Heinrich Stöckhardt geschaffen. Seit 1990 ist es eine Kopie, während sich die Originalfigur im Städtischen Museum befindet. Zur Neugestaltung des Marktbrunnens hatte der Magistrat der Stadt Göttingen bereits 1898 einen Wettbewerb ausgeschrieben, in dem die Jury dem Entwurf „Gänsemädel“ den zweiten Preis zuerkannte. Nach der Preisverleihung hatte aber die Göttinger Bevölkerung Gelegenheit, ihr Urteil abzugeben. Schließlich wurde am 8. Juni 1901 die Figur des Gänsemädels aufgestellt. Eine offizielle Einweihung fand nie statt. Teile der Studentenschaft bezogen die Brunnenanlage bald in ihr Brauchtum ein. Nach ihrer Immatrikulation bestiegen die Studenten den Brunnen, um die Brunnenfigur zu küssen. Da dies häufig im Rahmen lautstarker Feiern geschah, wurde am 31. März 1926 eine Verordnung erlassen, die das Erklettern des Marktbrunnens und ein Küssen des Gänseliesels unter Strafe stellte.

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Das Gänseliesel aus Lübbecke.

Wo es Gänse gibt, da gibt es meist auch eine Liesel – zumeist in Stein gehauen oder aus Bronze. Das berühmteste Mädchen, das eine Schar Gänse zu beaufsichtigen hat, steht wohl in der alten Universitätsstadt Göttingen vor dem Alten Rathaus. Dass sie so bekannt ist, hat seinen Grund: Sie wird noch heutzutage leidenschaftlich gern geküsst.

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Das Göttinger Gänseliesel im März 2006.

„Kuss-Prozess“ 1926

Weil sich die Studenten nicht daran hielten, kam es 1926 zu einem „Kuss-Prozess“. Nachdem im Sommersemester der cand. jur. Georg Graf Henckel von Donnersmarck auf frischer Tat ertappt worden war, musste er eine Geldstrafe von zehn Reichsmark zahlen. Der Jurastudent focht zwar die Ordnungsstrafe an und forderte vom Gericht „Kussfreiheit“ und „doch den Bann von den bronzenen Lippen zu lösen“, aber er hatte weder vor dem Göttinger Amtsgericht noch vor dem Berliner Kammergericht Erfolg.

Das Kussverbot galt offiziell weiterhin, wurde aber kaum beachtet. Deswegen gilt das Gänseliesel den Göttingern als das meistgeküsste Mädchen der Welt. Allerdings waren es in den letzten Jahrzehnten nicht mehr die Neuimmatrikulierten, sondern Doktoranden nach ihrer erfolgreichen Prüfung. Dabei wird dem Gänseliesel ein Blumenstrauß überreicht. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Gänseliesels hob der Rat der Stadt das Kussverbot offiziell auf. Seit 1995 wird einmal jährlich in einem Wahlverfahren eine junge Frau zum „Gänseliesel“ gewählt. Sie übernimmt repräsentative Aufgaben, vor allem in der Regionalwirtschaftsförderung.

Die Stadt Monheim am Rhein trägt seit 1939 eine Gänseliesel im Wappen. Ähnliche Brunnenfiguren gibt es auch andernorts, beispielsweise in Hannover auf dem Steintorplatz oder auf dem Gänsemarkt in Lübbecke.