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Samtgemeinde Boldecker Land

Die Kunst, das Unsichtbare sichtbar zu machen

Die Kunst, das Unsichtbare sichtbar zu machen

Konstantin Heidersberger vitalisiert die Schwarz-Weiss-Fotografie

Die Schwarz-Weiß-Fotografie scheint zurzeit eine Renaissance zu erleben und wird gern mit einem Zitat des kanadischen Fotografen Ted Grant erklärt: „Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du ihre Kleidung. Wenn du sie in Schwarz-Weiß fotografierst, dann fotografierst du Ihre Seelen.” Bilder des legendären Henri Cartier-Bresson kommen dann in den Sinn und lassen erkennen, dass Fotos ohne Farbe dazu zwingen, hinter das Offensichtliche zu blicken. Und Wolfsburgern fallen dabei natürlich sofort die Arbeiten von Heinrich Heidersberger ein, der wie kein anderer Leben und Architektur der Volkswagen-Stadt in schwarz-weißer Kunst darstellte.

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„Ich bin aufgewachsen zwischen Theaterbühne und Fotografie …“

Mit einer Ausnahme: Konstantin Heidersberger, jüngster Sohn des Fotokünstlers, trat bereits zu seines Vaters Lebzeiten in dessen Fußstapfen. Auch der Junior erkannte schon früh die faszinierende Ästhetik der Schwarz-Weiß- Fotografie. „Ich bin aufgewachsen zwischen Theaterbühne und Fotografie. Meine Mutter war Schauspielerin und mein Vater Berufsfotograf. Schon als Kind sollte ich meinen Papa beim Fotografieren begleiten.

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Konstantin Heidersberger

Dabei lernte ich neben dem Schleppen der Ausrüstung an langen, zum Teil eiskalten und stürmischen Aufnahmetagen, was unendliche Geduld bedeutet und was Perfektion in einem Bild ausmacht“, erinnert sich Konstantin Heidersberger. So verstand er zwar schon früh die Handschrift seines Vaters, kopierte sie aber nicht, sondern trat vielmehr schon bald aus dem Schatten seines übermächtigen Vorbilds heraus.

Statt das schon früh sichtbare Talent seines Sohnes zu fördern, hielt sich die Unterstützung durch Heidersberger senior in Grenzen. „Mein Vater beriet mich zwar beim Kauf meiner Hasselblad-Kamera, die ich aber von meinem eigenen Geld bezahlte, lieh mir auch schon mal Teile seiner Fotoausrüstung und erlaubte mir gelegentlich die Nutzung seines Ateliers im Wolfsburger Schloss, beachtete und wertschätzte meine Arbeit aber kaum“, bedauert Konstantin Heidersberger noch heute. Und nicht vergessen wird er, dass er jeden Film und jeden Bogen Fotopapier, den er in der Dunkelkammer verbrauchte, bei seinem Vater bezahlen musste.

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Wichtige Schritte zur Selbstfindung

Er entschied sich, seinen eigenen Weg zu gehen – und der schien nicht gerade durch sein elterliches Künstlerehepaar inspiriert gewesen zu sein. Mit acht Jahren begann er mit dem Judo-Sport, bei dem sein Trainer eine prägende Rolle für sein Leben einnahm. Als junger Mann trainierte er seinen Körper als Bodybuilder, wurde deutscher Meister und nahm sogar an Weltmeisterschaften teil. Schnell verstand er: Um in der Kunst wirklich frei zu sein, braucht man einen zweiten Beruf. Ganz anders als sein Vater, der in jungen Jahren als Maler und Fotograf das Leben der Bohemiens in der Pariser Künstlerszene genoss, durchlief Konstantin die grundsolide Ausbildung des Elektroinstallateurs zielstrebig bis hin zum Meisterbrief. Als Spezialist für Hauselektrik, vom Einfamilienhaus bis zu komplexen Bürogebäuden, hat der passionierte Fotograf längst ein solides berufliches Standbein, mit dem er und seine Frau Tatjana ihrer schon bald vierköpfigen Familie ein schönes Zuhause in Tappenbeck ermöglichen.

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Weniger ist oft mehr

Aber wer einmal von der Leidenschaft des Fotografierens infiziert ist, kommt davon nicht mehr los. Besonderes Augenmerk fand in den Arbeiten von Konstantin Heidersberger die Darstellung von Menschen. „Mich hat immer wieder der Ausdruck der Menschen fasziniert. Ich transformiere die von mir gesehene Ausstrahlung eines Menschen in ein Foto, um sie für jedermann sichtbar zu machen. In meiner Aufnahmetechnik reduziere ich auf die nötigsten Elemente“, beschreibt er seine Arbeitsweise. Sehr anschaulich wird dies zum Beispiel anhand einer Porträtaufnahme einer jungen Frau, deren Gesichtskonturen durch gezielte Überbelichtung im Weiß des Bildes verschwimmen, aber im Auge des Betrachters völlig vorhanden zu sein scheinen.

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Konstantin Heidersberger gelingt die Kunst, unsichtbare Konturen zu suggerieren.

Besonders gern arbeitet Konstantin Heidersberger mit Amateuren, denen er viel mehr als den Profis ein echtes, natürliches Lächeln, „das im Auge stattfindet“, wie er weiß, entlocken kann. Gründliche Vorarbeit leistet er auch bei der Fotografie gegenständlicher Motive. „Ideen für Szenen entstehen in meinem Kopf. Ich entwickle daraus eine fertige Story, die ich mir notiere. So stieß ich zum Beispiel nach langer Suche auf einem Berliner Trödelmarkt auf ein riesiges Ensemble alter Türklinken – für mich die Metapher von 1000 Türen und 1000 möglichen Wegen, die man im Leben gehen kann“, erklärt Konstantin Heidersberger.

Nachhaltigkeit eines berühmten Namens


In den Bann der Betrachter ziehen auch die Natur-Motive, die der Fotokünstler für einen Kalender zusammenstellte – festgehaltene Momente von Naturschauspielen, die eine intensive meditative Ruhe erzeugen. Andere Foren zur Präsentation seiner Arbeiten waren Ausstellungen zum Beispiel an der Wolfsburger und Stuttgarter Kreisvolkshochschule und der Braunschweiger Jakob-Kemenate.

„Mich hat mich immer wieder der Ausdruck der Menschen fasziniert …“

 Einen guten Eindruck vom breiten Spektrum der Motive und Techniken findet sich nicht zuletzt auf der Homepage www.k-heidersberger.de.

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Am meisten wünschten sich Fotofreunde aus der Region – und besonders Fans von Konstantin Heidersberger – natürlich, dass er seine Bilder auch dort ausstellen könnte, wo bereits die Arbeiten seines Vater ausgestellt und zu bewundern waren: im Schloss Wolfsburg. Davon müsste sich der Kunstverein Wolfsburg überzeugen lassen, damit der berühmte Name an seiner Aktualität nicht verliert. (jv)