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Bundesliga 2017/2018

Die Pionierin ...

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„Eine Ausnahmeerscheinung“: Bibiana Steinhaus wurde nach zehn Jahren als Zweitliga-Schiedsrichterin in die 1. Liga befördert.

Erstmals pfeift mit Bibiana Steinhaus eine Frau in der Bundesliga. Die Polizistin erfüllt sich damit einen Traum.

Als der Anruf von Schiedsrichterchef Lutz Michael Fröhlich kam, hat sie erst mal einen Moment gebraucht. „Das war schon immer mein Traum“, sagt sie. Nach zehn Jahren als Zweitliga-Schiedsrichterin wird Bibiana Steinhaus zur neuen Saison in die 1. Bundesliga befördert. Als erste Frau. Bislang stand sie lediglich als Vierte Offizielle an der Seitenlinie. Fröhlich schwärmt: „Sie ist eine Ausnahmeerscheindung.“Was ändert sich durch ihren Aufstieg? „Gar nichts. Der Unterschied ist, dass ich die Einzige mit einem blonden Pferdeschwanz bin“, scherzt Steinhaus. Die Polizistin aus Langenhagen (inzwischen nicht mehr in Vollzeit) sieht es mit Gelassenheit, dass ihre Spiele zunächst unter dem Brennglas stattfinden werden. „Ich fange ja nicht jetzt erst mit der Schiedsrichterei an. Die Aufregung wird sich schnell legen.“

Bundesliga 2017/2018

Dafür hat die 38-Jährige, die als „Schiedsrichterin des Jahres 2017“ ausgezeichnet wurde (zum schon sechsten Mal in ihrer Karriere), auch das Training angezogen. „Ich gestehe gern, dass die Bundesliga noch einmal ein anderer Schritt ist. Ich habe noch intensiver gearbeitet, eine Schippe draufgelegt. Die Geschwindigkeit ist eine andere.“

Geboren im Harzer Städtchen Bad Lauterberg, rückt Steinhaus nach und nach in der Popularitätsliste nach oben. Für die SPD durfte sie im Februar in der Bundesversammlung den neuen Bundespräsidenten mitbestimmen. Der Boulevard freut sich über ihre Liaison mit der englischen Schiedsrichterlegende Howard Webb (früher ebenfalls Polizist).

Dass sie als Frau im Ensemble der Bundesliga-Schiedsrichter aus dem Raster fällt, ist ihr bewusst. Seit 1999 ist Steinhaus Schiedsrichterin beim DFB (Deutscher Fußball-Bund). Im September 2007 pfiff sie ihre erste Zweitligapartie – jetzt die Beförderung. So schnell wird ihr das keine nachmachen, heißt es beim DFB. Damit ist sie mehr denn je: eine Pionierin.

... und ihre Kollegen an der Pfeife

Mit 24 Schiedsrichtern geht die DFL in die Saison 2017/2018. Einer hat ein besonderes Faible für Karten. Vier Neulinge sind dabei: Einer von ihnen hat einen bekannten Vater. Und: Es gibt ab sofort mehr Geld für die Referees.

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Der Jüngste

Ein Schiedsrichter namens Jablonski? Da war doch was. 1994 hob der damalige Linienrichter Jörg Jablonski seinen Arm, erklärte damit das legendäre Phantomtor von Thomas Helmer für gültig. Zwei Jahre später beendete er nach diversen Anfeindungen seine Karriere. Sein Sohn Sven bekam davon damals noch nichts mit, fing aber später an, sich dafür zu interessieren, „wie es dazu gekommen ist“. Daraufhin machte er den Schiedsrichterschein. 23 Jahre nach dem Phantomtor ist Sven Jablonski in der 1. Bundesliga angekommen – als mit 27 Jahren jüngster Referee im Feld.

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Der Erfahrenste

Felix Brych ist neben Deniz Aytekin einer der zwei deutschen Fifa-Schiedsrichter – und mit 232 Erstligaeinsätzen der erfahrenste aller Bundesligareferees. Seit 1999 ist Brych DFB-Schiedsrichter, gab 2001 sein Debüt in der 2. Bundesliga. 2004 folgte der Aufstieg in die 1. Bundesliga. Seit 2007 leitet er internationale Spiele – dabei war er bei der WM 2014 in Brasilien, bei der EM 2016 in Frankreich und bei den Olympischen Spielen 2012 in London im Einsatz. In der vergangenen Saison leitete der 42-Jährige das Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin. Dreimal (2013, 2015, 2016) wurde Brych als DFB-Schiedsrichter des Jahres ausgezeichnet.

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Die Neuen

Neben Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (38/Langenhagen) steigen auch Martin Petersen (32/Stuttgart), Sven Jablonski (27/Bremen) und Sören Storks (28/Velen, kleines Bild), die zuvor in der 2. Bundesliga gepfiffen haben, in die 1. Bundesliga auf. „Für jeden Schiedsrichter, egal ob Mann oder Frau, ist es das große Ziel, in der Bundesliga pfeifen zu können“, erklärt Steinhaus stellvertretend. Weil in Wolfgang Stark, Günter Perl und Jochen Drees allerdings nur drei Schiedsrichter altersbedingt ausschieden, erhöht sich die Zahl der Erstligareferees in der kommenden Saison von 23 auf 24.

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Der Kartenzücker

Wenn er pfeift, wird’s bunt: Patrick Ittrich greift so oft zur Karte wie kein anderer Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Der Schnitt des 38-jährigen Polizeibeamten aus Hamburg: 5,15 Karten zückt er rein statistisch bei jedem Einsatz in der 1. Liga. Schon mit einigem Abstand folgt Manuel Gräfe mit 4,38 Karten pro Spiel. Der Rausschmeißer ist Ittrich mit 0,23 Platzverweisen pro Spiel allerdings nicht. Da wird er von Frank Willenborg getoppt, der in jedem zweiten Spiel Rot zeigt.

Mehr Geld für die Schiris

Bundesliga-Schiedsrichter werden ab dieser Saison besser bezahlt. „Nach vier Jahren ohne Anhebung steigt das Honorar von 3800 auf 5000 Euro für einen Erstligaeinsatz, die Assistenten bekommen 2500 Euro und der Vierte Offizielle sowie der Videoassistent 1250 Euro“, sagt Ansgar Schwenken, Direktor bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). Man habe sich intensiv damit auseinandergesetzt, was ein Bundesligareferee leiste, wie er sich auf die gesamte Saison und das einzelne Spiel vorbereite, physisch und psychisch. „Deshalb haben wir gemeinsam mit dem DFB entschieden, die Honorierung anzupassen“, sagt Schwenken.