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Sicherheitswochen 2017

„Die Rente ist besser als ihr Ruf“

„Die Rente ist besser als ihr Ruf“

„Die Rente ist sicher“, sagte der einstige Arbeitsminister Norbert Blüm. Das ist sie auch, aber einen komfortablen Lebensabend garantiert sie keineswegs. Macht man sich das klar, fällt das Sparen umso leichter.

Von Stefan Winter Rentner scheint es nur in zwei Formen zu geben: In der Werbung begegnen sie uns als „Silver Surfer“, die teure Pullover tragen und den ganzen Tag mit ihren Enkeln Drachen steigen lassen. In vielen wissenschaftlichen Untersuchungen dagegen laufen sie als abgerissene Gestalten herum, denen massenhafte Armut droht.Die Wahrheit liegt meist dazwischen, aber wo man sich selbst eines Tages einsortieren wird, hängt mehr denn je von rechtzeitiger Planung ab. Denn unstrittig ist, dass die nächste Generation durch die gesetzliche Rente nicht so gut versorgt sein wird wie die aktuellen Rentner. Im sogenannten Umlagesystem übernimmt die gerade arbeitende Generation die Versorgung der Rentner, und hier schlagen Babyboom und Pillenknick voll durch: Heute stehen 100 Berufstätigen 44 Rentner gegenüber. Im Jahr 2050 könnten es 78 Ruheständler sein. Damit die Beiträge für die Rentenversicherung dann nicht ins Astronomische steigen, wird das Rentenniveau sinken.

Sicherheitswochen 2017


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Prozent der unter 30-Jährigen in Deutschland verbinden mit Verantwortung im Privatleben auch finanzielle Vorsorge.

Für einen Abgesang auf das Rentensystem sieht der Wirtschaftsprofessor Bernd Raffelhüschen dennoch keinen Anlass. „Unsere Rente ist viel besser als ihr Ruf“, sagt er. „Sie ist leistungsgerecht und nachhaltig.“ Allerdings meint der 60-jährige Professor nicht die staatliche Rente allein. Raffelhüschen ist seit eh und je Verfechter der privaten Zusatzversorgung.

„Die gesetzliche Rente bleibt über das Jahr 2030 die tragende Säule der Altersvorsorge – aber erst die private Vorsorge sichert den Lebensstandard.“

Aber wie viel Geld wird man dafür eigentlich eines Tages brauchen? In Umfragen hoffen die Befragten meist auf 60 bis 80 Prozent ihres Bruttoeinkommens, um den Lebensstandard auch als Rentner halten zu können. Raffelhüschen rechnet mit 60 Prozent, was die über 50-Jährigen nach seiner Studie größtenteils erreichen werden. Die Jüngeren müssen dagegen Lücken von einigen Hundert Euro im Monat schließen. Das gilt erst recht für Geringverdiener. Sie erreichen zwar eine relativ hohe Quote – aber wem hilft es, wenn 70 Prozent des früheren Gehalts keine 700 Euro sind?


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Prozent des Bruttoeinkommens beträgt derzeit der Rentenbeitragssatz.

Schon jetzt gilt als sicher, dass sich die Zahl der Rentner, die von der Grundsicherung leben müssen, in den nächsten Jahren verdoppeln wird – weil viele Menschen zu wenig verdienen oder zu oft arbeitslos sind, um genug Geld in die Rentenkasse einzahlen zu können. Daran ändern auch die Gesetzesänderungen der vergangenen Jahre wenig. Von der Rente mit 63 profitiert nur, wer mit 45 Beitragsjahren ohnehin gut abgesichert ist – abgesehen davon, dass in aktuellen Koalitionsgesprächen schon Forderungen nach ihrer Abschaffung laut wurden.

Es hilft also nichts: Wer im letzten Viertel des Lebens nicht jeden Cent dreimal umdrehen will, muss sich rechtzeitig Gedanken machen. Dazu gehört das private Sparen durch Investmentfonds – das geht auch mit regelmäßigen kleinen Beträgen oder durch den Kauf einer Immobilie.


Die gesetzliche Rente bleibt die tragende Säule der Altersversorgung. Aber erst private Vorsorge sichert den Lebensstandard.

Bernd Raffelhüschen, Finanzwissenschaftler

Daneben gibt es zwei staatlich geförderte Wege der Altersvorsorge: Die betriebliche Altersvorsorge wurde gerade verbessert, ist aber in den östlichen Bundesländern bei weitem noch nicht so verbreitet wie im Westen. Für alle dagegen gibt es die Riester-Rente, wo Geld in Sparpläne, Rentenversicherungen oder Immobiliendarlehen gesteckt wird. Sie wird zwar immer wieder wegen komplizierter Verträge und relativ hoher Vermittlerprovisionen kritisiert, garantiert aber wenigstens staatliche Hilfe beim Sparen. Es gibt jährlich 154 Euro Grundzulage, ab 2018 sollen es 175 Euro sein. Außerdem gibt es bis zu 300 Euro pro Kind. Gleichzeitig werden Einzahlungen von der Steuer abgesetzt.

Ein Konstruktionsfehler der privaten Vorsorge wurde wenigstens teilweise beseitigt: Vom nächsten Jahr an wird sie nicht mehr voll auf die Grundsicherung angerechnet. Wer nur eine kleine gesetzliche Rente bekommt, darf bis zu 100 Euro monatlich aus freiwilliger Altersvorsorge behalten. Doch so tief scheinen viele Betroffene gar nicht erst ins Thema einzusteigen: Nur rund die Hälfte der Berechtigten hat überhaupt einen Riester-Vertrag abgeschlossen.

„Die Rente ist besser als ihr Ruf“-2

Mit 40 Jahren
Jetzt wird es aber Zeit! Wer bis hierher noch nicht über sein Alter nachgedacht hat, sollte Bestandsaufnahme machen. Der erste Blick in die stets beiseitegelegte Renteninformation dürfte ernüchternd sein. Nach einer Studie der Uni Freiburg werden die heute 35- bis 49-Jährigen nur 43 Prozent ihres letzten Gehalts als gesetzliche Rente erhalten. Noch bleibt Zeit, privat anzusparen, aber man sollte zunehmend die Risiken einer Anlage in den Blick nehmen. Wer Geld übrig hat, kann bis zum Alter von 45 Jahren Beiträge für Ausbildungszeiten im Rentenkonto aufstocken.

„Die Rente ist besser als ihr Ruf“-3

Mit 60 Jahren
Der Drops ist gelutscht. Wer ein einigermaßen vollständiges Erwerbsleben hinter sich hat, kann entspannt bleiben. Aber für manchen ist dies die Zeit des bösen Erwachsens, und viel ist nun nicht mehr zu ändern. Wer finanzielle Reserven hat und sich noch auf ein langes Leben einstellt, kann über eine Sofortrente nachdenken. Sie wird nicht lange angespart, sondern basiert auf einer Einmalzahlung. Im Gegenzug gibt es lebenslang eine monatliche Rente. Weil dieses Produkt wie andere auch unter niedrigen Zinsen leidet, findet die Stiftung Warentest nur noch wenige empfehlenswert.

„Die Rente ist besser als ihr Ruf“-4

Mit 30 Jahren
Es ist die Zeit, in der vielleicht Kinder kommen und das Erwerbsleben etwas durcheinandergerät. Im Blick behalten sollte man die Folgen von Babypause, Elternzeit und möglicherweise Teilzeitjobs. Die Rentenversicherung läuft zwar weiter, bringt später aber weniger Entgeltpunkte als eine Vollzeitarbeit. Jetzt ist noch viel Zeit, mit regelmäßigen kleinen Beträgen anzusparen. Das Risiko – und damit die Renditechance – zum Beispiel bei der Fondsauswahl kann etwas höher sein, weil noch genug Zeit zum Ausgleich von Verlusten bleibt. Oder man investiert in den Hausbau.

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Mit 20 Jahren
Rentner? Ich? Das ist Lichtjahre weg. Aber wer jetzt nicht darüber nachdenkt, wird es wahrscheinlich erst in Jahrzehnten und damit zu spät tun. Die heute 20-Jährigen werden laut der Uni Freiburg im Schnitt nur noch 38 Prozent ihres letzten Gehalts als Rente bekommen. Außerdem beginnt das Berufsleben immer später, Ausbildungs- und Praktikantenjahre oder Auslandsaufenthalte bringen wenig für die Rente. Je früher man systematisch etwas beiseitelegt, desto kleiner kann der Betrag sein. Außerdem macht der Zinseszinseffekt über die Jahre die Arbeit leichter.

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Mit 50 Jahren
Muss ich wirklich bis zum letzten Tag arbeiten? Die gesetzliche Rente sieht für die über 50-Jährigen noch relativ gut aus, gleichzeitig wird die Zeit zum Ansparen knapp. Wer das mit riskanteren Anlagen ausgleichen will, hat womöglich gerade Pech, wenn er das Geld mit 67 braucht. Doch schon jetzt kann man durch Zusatzbeiträge Lücken schließen, die Abschläge bei vorzeitiger Rente reißen. Die Rentenversicherung verspricht 2,5 bis 3 Prozent Rendite auf diese Einzahlungen. Überlegt man es sich anders und geht doch später in Rente, fällt diese trotzdem höher aus.

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Ruhe Bewahren!

Die Feinde des Radfahrers

Wladimir Kaminer

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Das Fahrrad ist ein perfektes Fortbewegungsmittel für die Großstadt. Die Radfahrer stehen nicht im Stau, sie können jederzeit auf den Bürgersteig wechseln und müssen die Ampel nicht so genau beachten. So dachte ich, als ich vor über 20 Jahren nach Berlin kam. Inzwischen habe ich die Nachteile des Radfahrens kennengelernt.

Der erste Nachteil ist der Autofahrer, der natürliche Feind des Radfahrers. Er weiß nicht, dass die Radfahrer nach eigenen liberalen Verkehrsregeln fahren. Sie können jederzeit die Spur wechseln oder plötzlich stehen bleiben, um nach dem Kind im Anhänger zu schauen – ob es noch da ist.

Der zweite Nachteil ist die Überheblichkeit der Radler. Viele denken, dass sie unter Alkoholeinfluss noch viel besser in die Pedale treten können. Das wäre bei einem Dreirad sicher der Fall, bei einem Zweirad aber können sie das Gleichgewicht nicht halten. In der Regel tragen sie keinen Helm. Ergebnis: kaputte Knochen, Krankenhaus, Gips.

Und dann ist da noch der Fahrraddieb. Kaum ein Rad bleibt länger als ein Jahr beim gleichen Besitzer. Eine Ausnahme ist mein Sohn. Er liebt sein Fahrrad so sehr, dass er es überall mit hinträgt. Wenn er Freunde besucht, wissen sie, dass er mit seinem Rad auf der Schulter kommt. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Wladimir Kaminer ist Schriftsteller in Berlin. Sein jüngstes Buch heißt „Goodbye, Moskau: Betrachtungen über Russland“.

Stimmt das?

Apple-Geräte sind sicher

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Es gab Zeiten, da konnte man sich als Apple-Nutzer in Sicherheit wiegen: Viren treffen nur andere Betriebssysteme. Nicht verwunderlich, dass sich viele noch immer an dieser Annahme orientieren. Dabei werden Macs und iOS-Geräte immer häufiger Ziel von Hackern. Jeremias Radke vom Magazin „Mac & i“ sagt: „Die meisten Angriffe erfolgen über Sicherheitslücken in Softwaren und Betriebssystemen.“ Sein Tipp: Die Installationsautomatik für Updates in den Systemeinstellungen aktivieren.

Zahlen, bitte!

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