Anzeige
Samtgemeinde Boldecker Land

Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender

Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

In Weyhausen nahmen alle sechs Gruppen am Gemeindewettbewerb teil.

Das Engagement für die Kinder- und Jugendfeuerwehr steht hoch im Kurs

Sich zu dritt, mit einem Band verbunden und ausgerüstet mit einem gebastelten Atemschutzgerät, durch einen fast stockfinsteren Raum voller unbekannter Hindernisse vortasten, um irgendwo an ein Ziel zu gelangen – das ist auch für Erwachsene nicht ganz ohne, und gewiss nichts für Klaustrophobiker. Kein Problem hingegen für Catalina. „Das ist toll mit dem Band. Da fühlt man sich trotz der Dunkelheit sicher und keiner geht verloren“, sagt die Neunjährige. Sie ist bereits seit drei Jahren bei der Kinderfeuerwehr und hat dort längst gelernt, was Teamgeist ist. Zum Beispiel auch beim Umgang mit der Kübelspritze. „Einer pumpt, einer hält das Stahlrohr und spritzt“, erklärt Catalina. Zum Üben wird zwar kein Feuer gelöscht, aber auch das Zielen mit dem Wasserstrahl auf Blechdosen will gelernt sein.

Samtgemeinde Boldecker Land

Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-2
Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-3
Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-4

Doch nicht immer geht es spielerisch zu. Schon im Grundschulalter lernen die Feuerwehrleute von morgen im Erste-Hilfe-Unterricht, wie die stabile Seitenlage funktioniert. Und das nicht nur bei Gleichaltrigen. „Die Eltern sind immer wieder überrascht, wenn ihr Spross daheim das Gelernte am wohlgenährten Papa demonstriert und ihn mit sicherem Griff am Boden auf die Seite dreht“, weiß Gemeinde-Jugendfeuerwehrwartin Daniela von der Ohe-Hoffmann. Mehr noch, mitunter können die Eltern sogar noch von ihren Kindern lernen. „Manchmal erzählen unsere Kleinen ganz stolz, dass sie zu Hause vorgeführt haben, wie man einen Notruf am Telefon richtig absetzt und was die Gefahrengutzeichen auf Produkten wie Sprayflaschen bedeuten“, berichtet die Ausbilderin von der Kinder- und Jugendfeuerwehr der Samtgemeinde.

Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-5
Ab in den Eimer: Die Kinderfeuerwehr Tappenbeck 2 versucht, den Gummistiefel im Eimer zu versenken. Foto: Joachim Dürheide
Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-6
Gemeindebrandmeister Karsten Teitge erklärt die Handhabung eines BM-Strahlrohrs.

Feuerwehren – für viele ein Fremdwort

Dass die Gruppen der Kinderfeuerwehren in Weyhausen, Tappenbeck und Osloß inzwischen regen Zulauf haben, ist allerdings kein Selbstgänger. Längst hat die Feuerwehr der Samtgemeinde erkannt, dass Nachwuchsförderung richtig harte Arbeit bedeutet. Und die beginnt oft bei den Erwachsenen, die zum Teil durch Unwissenheit überraschen. „Wir hören immer wieder bei unseren Veranstaltungen ‚Ach, Sie machen das ehrenamtlich … ?‘ Kein Wunder, wer aus einer Großstadt in unsere Samtgemeinde zieht und ab und zu unsere Einsatzfahrzeuge sieht, registriert erst einmal: ‚Technik vom Feinsten‘ und schließt daraus, dass wir eine Berufsfeuerwehr sind. Viele wissen halt nicht, dass in allen Städten und Ortschaften mit weniger als 100 000 Einwohnern nur Freiwillige Feuerwehren stationiert sind. Und um diese freiwilligen Kräfte müssen wir uns jahrein, jahraus bemühen“, schildert Gemeindebrandmeister Karsten Teitge die Situation.

Früh übt sich, wer helfen will

Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-7
Die Jugendfeuerwehr Weyhausen zeigt Geschicklichkeit beim Nachtorientierungsmarsch in Jembke.

Die Samtgemeinde Boldecker Land hat die Lage erkannt und setzt darauf, schon bei den Jüngsten ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass irgendwo da draußen Menschen sind, die in der Not Leben retten. Sechs Brandschutzerzieher, also pädagogisch speziell ausgebildete Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, sind in der Samtgemeinde an Grundschulen, aber auch schon in Kindergärten unterwegs, um sich und ihre Arbeit vorzustellen. „Aus der Erfahrung wissen wir: Im Ernstfall, wenn wir also in voller Montur mit Helm im Einsatz sind, erkennen Kinder uns nicht als Retter, sondern haben Angst vor unserer martialischen Gestalt. 

Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-8
Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-9
Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-10

Deswegen stellen wir uns und unsere Arbeit in Einsatzausrüstung an Schulen vor“, erklärt Karsten Teitge. Erstklässler erhalten von der Feuerwehr eine Mini-Schultüte mit Motiv-Lineal und -Stundenplan; zudem gehen Schulen auch im Rahmen von Projektwochen auf die Einsatzkräfte zu, zum Beispiel, indem sie mit einer Klasse ein Feuerwehrhaus besuchen. Dieses große Engagement zahlt sich aus. Die Gruppen der Kinder- und Jugendfeuerwehr verzeichnen stabile Mitgliederzahlen, und die stehen für absolut aktive Kids. Das macht sich bemerkbar an der Anzahl der absolvierten Brandfloh- und Jugendflammeprüfungen, an der Teilnahme bei den Orientierungsmärschen, den Tagesfahrten oder Zeltlagern – die Online-Welten am Computer können dem analogen Freizeitspaß der Jugendfeuerwehr nicht den Rang ablaufen.

Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-11
Wo geht’s lang? Die Jugendfeuerwehr Osloß studiert die Strecke auf der Karte. 
Foto: Joachim Dürheide
Für den Nachwuchs ein wichtiger Termin im Kalender-12
Große Vorbilder für die Kleinen: Karsten Teitge, Daniela v. d. Ohe-Hoffmann, Sven Klatt, Petra Müller, Lena Rathfelder, Elke Giese.

Mehr Wertschätzung für das Ehrenamt

Ob Freizeitspaß oder Wissensvermittlung, die Kids der Kinderfeuerwehren ebenso wie die Aktiven bei den Jugendfeuerwehren, also die Zehn- bis 18-Jährigen, lernen schon früh die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für die Gesellschaft, in der sie leben, kennen. Dieses Bewusstsein ist eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Bindung an ehrenamtliche Tätigkeiten. „Beim Wechsel ins Erwachsenenalter geht rund die Hälfte der Freiwilligen Feuerwehrleute verloren“, weiß der Gemeindebrandmeister. Sie an ihre eigenen Erlebnisse während ihrer Zeit bei der Kinderfeuerwehr zu erinnern, fällt leicht angesichts der Begeisterung, mit der die Kinder der Gruppe bei der Sache sind. Und das ist letztlich nur durch das Engagement der Jugend- und Kinderfeuerwarte sowie der Betreuer in den sechs Ortsfeuerwehren möglich. (jv)