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Gifhorner Wirtschaftsspiegel 1/2017

Gifhorner Stromversorger haben den Ausbau fest im Blick

Gifhorner Stromversorger haben den Ausbau fest im Blick

E-Mobilität vor Ort

Wir übernehmen gesellschaftliche und soziale Verantwortung.“ Mit diesen klaren Worten ist eines der Grundprinzipien der Gifhorner Stadtwerke formuliert. Dass dabei auch die Mobiliät der Zukunft eine Rolle spielt, war seit der Gründung des Versorgungsunternehmens klar. Darum heißt es auch weiter: „Die Stadtwerke fühlen sich dem Umwelt- und Klimaschutz eng verpflichtet, insbesondere (...) der E-Mobilität.“ Auch beim Wettbewerber, der LSW, ist das ein wichtiger Faktor. Hier heißt es: „Wir (…) betreiben mehrere Stationen zum kostenlosen Laden Ihres Elektroautos.“ Die E-Mobilität scheint also angekommen zu sein in der Südheide.„Die E-Mobilität zu fördern, gehört einfach zu einem vollwertigen Stadtwerk“, sagt Rainer Trotzek, Geschäftsführer der Stadtwerke Gifhorn. „Deshalb treiben wir das gern mit voran. Grundsätzlich laden E-Autofahrer an der Stadtwerke-Ladesäule Ökostrom. Alles andere würde ja keinen Sinn machen.“ Die Ladestation auf dem Ise-Parkplatz an der Torstraße sei seines Wissens die erste und einzige ihrer Art im öffentlichen Raum in der Stadt. Hier stünden täglich Fahrzeuge zum Laden – und das, obwohl sich die Zahl der E-Autos im Landkreis noch ‚im zweistelligen Bereich‘ bewege. Durchschnittlich einmal am Tag wird dort ein Auto geladen. Im Jahr kämen so 3000 bis 4000 Kilowattstunden zusammen – so viel wie ein Drei- bis Vier-Personen-Haushalt im Jahr verbrauche. An den LSW-Ladesäulen fließen im Schnitt jeweils 100 Kilowattstunden im Monat durchs Kabel. Ein „sehr leicht ansteigender Trend“ sei erkennbar, sagt LSW-Pressesprecherin Birgit Wiechert.

Gifhorn

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Die Anzahl der Ladestationen in Gifhorn soll schrittweise ausgebaut werden, wenn sich die E-Mobilität weiter durchsetzt.

Im Landkreis gibt es aktuell insgesamt zwölf Ladestationen. Fünf davon betreibt die LSW, nämlich in Gifhorn, Wittingen, Meinersen, Isenbüttel und der Sassenburg. Die Zahl ist also noch gering, aber laut Trotzek gilt es, das „Henne- Ei-Problem“ zu lösen. „Wir als kommunaler Versorger sind eben in der Pflicht, Lademöglichkeiten zu schaffen, auch wenn wir nicht wissen, ob das Ganze ein tragfähiges Geschäftsmodell wird.“ In Gifhorn dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass die Attraktivität der Innenstadt auch durch eine solche Ladestation gefördert werden könne.

Das Laden auf dem Ise-Parkplatz ist kostenlos, genauso das Parken des zu beladenden Autos. An den LSW-Säulen ist das Laden – „auch in Anbetracht der Auslastung“ - zurzeit ebenso kostenfrei, so Wiechert. Nachteil: E-Autofahrer brauchen von den Stadtwerken dafür eine Ladekarte. Deren Kunden zahlen nur eine Pfand-, Nichtkunden auch eine Bearbeitungsgebühr. An einer von den fünf LSW-Ladestationen, nämlich am Standort Sassenburg, werden RFID-Karten benötigt.

Die Leistung der Stadtwerke-Stromzapfsäule beläuft sich auf 22 Kilowatt (kW), was bedeutet, dass der Ladevorgang mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Zwei der fünf LSW-Ladesäulen sind ebenfalls 22-kW-Stationen, sie stehen in Isenbüttel am Tankumsee und in Meinersen. „Um eine 43-kW-Leitung vorzuhalten, reicht der Bedarf noch nicht aus“, erläutert Trotzek. Wenn die einmal kommt, kann ein Auto schon in einer halben Stunde zu vier Fünfteln geladen werden. Dafür gäbe es sogar Förderung. Und die ist nicht ganz unwichtig, schätzt Trotzek die Investitionskosten doch auf 30 000 bis 50 000 Euro je Ladesäule. Auch bei der LSW ist zunächst nicht an 43-kW-Stationen gedacht.

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Dennoch gibt es Bewegung, deutet Trotzek an. Mit der Parkraum- u. Verkehrsgesellschaft Stadt Gifhorn (PSG) gebe es Gespräche darüber, ob nicht auch im Parkhaus an der Hindenburgstraße eine Ladestation Sinn haben könnte. Auch gemeinsam mit anderen Partnern werden die Stadtwerke wohl aktiv werden. Im neuen Wohnquartier Lindenhof bauen die Stadtwerke laut Trotzek ein Blockheizkraftwerk. Da die Gifhorner Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) ihren 93 Mietern dort ein Car-Sharing-Modell mit einem E-Auto anbieten werde, platzierten die Stadtwerke auch dort eine Ladestation. „Vielleicht wird durch solche Vorhaben die E-Mobilität ,normaler‘ als bisher“, hofft Trotzek. So könne eine „Lawine ins Rollen kommen“.

Doch wenn die Nutzer erst eine Registrierung organisieren müssen, was tun dann Touristen, die mit dem E-Auto nach Gifhorn kommen? Auch Trotzek sieht es als problematisch an, dass es kein bundesweit einheitliches Bezahlsystem gebe, damit auch Gäste von Passau bis Flensburg in Gifhorn Strom laden können. Das hieße aber nicht, dass man nicht kreativ werden könne. Denkbar sei es zum Beispiel, bei Bedarf eine Ladestation an der Allerwelle einzurichten. Dann könnten Gäste sich dort auch am Wochenende eine Registrierung an der Kasse holen und in der Ladezeit sogar noch schwimmen gehen. Der Verleih von RFID-Karten für die LSW-Säule Sassenburg erfolgt im Rathaus (Bürgerbüro) der Gemeinde gegen ein Zehn-Euro-Pfand.

Das langfristige Thema Netzstabilität bei allzu großem Bedarf will Trotzek nicht zu hoch hängen. „Wenn sehr viele E-Autos auf engem Raum geladen werden sollen wie an Autobahntankstellen, kann das schwierig werden, in Gifhorn wird das aber eher nicht der Fall sein.“ Insgesamt gesehen ist Trotzek froh, dass die Ladesäule zentral in der Stadt liegt und so auch Werbung für die E-Mobilität macht. Die weitere Entwickung wollten die Stadtwerke nun „aktiv begleiten“, damit E-Autos auf den Gifhorner Straßen keine Exoten bleiben. „Elektromobilität ist ein Teil der Mobilität der Zukunft. Insgesamt ist bis heute die Nutzung der Ladestationen eher verhalten“, lautet die Bilanz von Birgit Wiechert. Als die LSW 2010 die erste Station in Fallersleben errichtet habe, „war nicht absehbar, wie die Entwicklung sein wird“. Bereits zu diesem Zeitpunkt habe aber festgestanden, dass „unsere Aktivitäten einen globalen Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht ersetzen können“.

Übrigens können Stadtwerke- Kunden den hauseigenen VW e-Up ausprobieren, den der Stromversorger zur Verfügung stellt. „Damit hat man auf jeden Fall Fahrspaß", verspricht Sprecherin Trotzek.