Anzeige
Sicherheitswochen 2017

Sicherheit durch Impfen: Man muss „tun, was man kann“, um Krankheiten zu besiegen

Sicherheit durch Impfen: Man muss „tun, was man kann“, um Krankheiten zu besiegen Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Schutz gegen Grippe und Co.: Dr. Josef Kraft. Leiter des Gifhorner Gesundheitsamtes, empfiehlt eine Impfung gegen Krankheiten, ist aber gegen eine Pflicht. FOTOS: JÖRG ROHLFS/DPA

Leiter des Gifhorner Gesundheitsamtes empfiehlt Schutz gegen Masern, Röteln, Windpocken, Tetanus, Diphtherie, Grippe und Co. 

Von Jörg RohlfsGifhorn. Sicher ist sicher – oder ist sicher, dass nichts sicher ist? Beim Thema Impfen gibt’s für den Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Gifhorn, Josef Kraft, kein Vertun: „Ich plädiere in jedem Fall dafür.“ Eine Absage erteilt er aber einer Impfpflicht.Kraft kennt diese aus seiner Zeit als Arzt in der Sowjetunion: „Es gab Sanktionen für Ärzte und ihre Patienten bei Nichtteilnahme. Kontra-Indikationen mussten belegt werden.“ Eindeutig besser sei es, wenn Menschen sich freiwillig fürs Impfen entscheiden würden. Zu dem Argument von Impfgegnern, es sei gut, wenn der Körper Krankheiten durchmache, fragt Kraft, welchen Sinn es mache „tagelang flach zu liegen und dabei mögliche, auch schwere Komplikationen in Kauf zu nehmen“. Impfgegnern – ein bis drei Prozent der Bevölkerung – die meinten, sie würde es schon nicht erwischen, hält der Fachmann entgegen, dass „die Erreger nun mal in der Natur vorhanden sind“. Deshalb seien, „wenn alle so denken würden“, Krankheiten – unter Umständen auch mit epidemischen Ausmaßen – Tür und Tor geöffnet.

Sicherheitswochen 2017

"Ich plädiere in jedem Fall für das Impfen."

Joseph Kraft
Leiter Gesundheitsamt Gifhorn

Man müsse vielmehr „tun, was man tun kann“. Insbesondere bei den so genannten Kinderkrankheiten: Masern – die tödlich verlaufen können – Mumps, Röteln und Windpocken, gegen die allesamt nach zwei Impfungen eine komplette Immunisierung der Patienten vorliege. Deshalb appelliert Kraft an die „Verantwortung der Eltern“. Impfungen gegen Kinderlähmung, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Hepatitis-B müssten immer mal wieder aufgefrischt werden, wenn man vor Ansteckung sicher sein wolle.

Sicherheit durch Impfen: Man muss „tun, was man kann“, um Krankheiten zu besiegen-2

Der Leiter des Gesundheitsamtes kann, was die Statistik betrifft, derzeit Gutes berichten: „Die Impfbereitschaft ist sehr hoch in Deutschland.“ Auch Niedersachsen sei sehr gut „durch geimpft“ und im Landkreis Gifhorn sei die Rate „in allen Bereichen gut“. Zumindest wisse man dies bei den Jugendlichen, weil in den Klassenstufen vier, sechs und neun der Impfstatus überprüft werde: „Bei den Erwachsenen sieht’s schlechter aus, was die statistischen Zahlen angeht“, so Kraft, der deswegen auch allen Erwachsenen rät, ihren Impfstatus vom Hausarzt überprüfen und gegebenenfalls auf den neuesten Stand bringen zu lassen.

Kraft rät ebenso zur Grippeimpfung. Die sollte jetzt im Herbst erfolgen. Nur wer akut krank sei oder bekanntermaßen unter einer Unverträglichkeit gegenüber dem Impfstoff leide, sollte darauf verzichten. Besonders Personen in Pflegeberufen und Über-60-Jährige sollten sich gegen Grippe impfen lassen. Welche Erreger bis spätestens Januar oder Februar aller Wahrscheinlichkeit nach wieder durchs Land ziehen, hätten Mathematiker mittels spezieller Programme bereits errechnet und Firmen entsprechende Impfstoffe produziert. Neu in diesem Jahr sei der „tetravalente“ Impfstoff, der gegen gleich vier unterschiedliche Erreger-Typen immunisiere.

Josef Kraft wirbt auch mit historischen Fakten fürs Impfen. Heute seien die Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs die häufigsten Todesursachen: „Noch vor hundert Jahren waren es Infektionskrankheiten.“ Die Entwicklung und Verbreitung von Impfstoffen habe mit dafür gesorgt. Auf diese Weise seien auch Krankheiten ausgemerzt worden: „Seit 1976 gibt es keine Pocken mehr und es wird auch nicht mehr dagegen geimpft.“

Gefahr durch multiresistente Erreger: Hygiene ist das A und O

Klinikum Peine unternimmt viel für die Sicherheit der Patienten – Antibiotika dürfen nicht „auf Verdacht“ verordnet werden

Sicherheit durch Impfen: Man muss „tun, was man kann“, um Krankheiten zu besiegen-3
Multiresistente Erreger: Hygiene ist ein wichtiger Faktor zur Eindämmung der Gefahr. DPA

Von Dr. Nicole Laskowski

Kreis Peine. MRE ist die Abkürzung für multiresistente Erreger. Hierbei handelt es sich um Bakterien, die gegen viele, in wenigen Fällen auch alle bekannten Antibiotikaklassen resistent geworden sind. Die üblicherweise eingesetzten Antibiotika sind dann nicht mehr wirksam.

„Die Entstehung von Resistenzen beruht auf sehr vielfältigen Ursachen. Zum einen kann Resistenz entstehen, wenn zu viele Antibiotika in unzureichender Art und Weise bei Patienten im Krankenhaus, bei Patienten in der ambulanten Praxis oder in der Tierhaltung und Tiermedizin eingesetzt werden. Zum anderen können sich resistente Erreger innerhalb von Krankenhäusern ausbreiten“, weiß Professor Dr. Christian Eckmann, Ärztlicher Direktor des Klinikums in Peine. Er ist Mitglied von nationalen und internationalen Fachgremien sowie Berater von Initiativen der Bundesregierung.

Dies liege nicht nur daran, dass hygienische Standards zum Teil vernachlässigt werden, sondern auch daran, dass besonders schwerkranke Patienten in den Krankenhäusern liegen, die besonders empfänglich für MRE sind.

„Gegensteuern können wir durch einen verstärkten Dialog mit Patienten. Viele leichtere Infektionskrankheiten können auch symptomatisch behandelt werden, insbesondere dann, wenn keine Bakterien die Auslöser sind. Gegen virale Erkrankungen helfen Antibiotika nicht“, bekräftigt Eckmann.

Einhergehen müsse die Aufklärung der Patienten mit der Schulung ärztlichen Personals. Hier müsse Klarheit darüber herrschen, dass Antibiotika nur verordnet werden dürfen, wenn es eine klare Veranlassung dazu gebe und nicht „auf Verdacht“. Ferner sei die Reduktion des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung und in der Tiermedizin ein entscheidender Baustein dafür, dass weniger Resistenzen entstehen.

„Sehr großen Wert legen wir im Klinikum Peine selbstverständlich auf die Hygiene. Es gibt speziell ausgebildete Fachkräfte, die sich um dieses Thema kümmern. Daher sind die Nachweise resistenter Erreger in unserem Klinikum niedriger als in Vergleichskrankenhäusern. Wir möchten die Ausbreitung multiresistenter Erreger weiter eindämmen“, erklärt der Experte.

Und komme es doch zu einer Infektion, werde im Klinikum Peine möglichst schnell gehandelt. Es gebe stark wirksame Substanzen, die gegen resistente Erreger helfen, wenn sie möglichst schnell eingesetzt werden.

„Insgesamt gesehen wird es aber immer schwieriger, hier geeignete Mittel zu finden. Neue Antibiotika werden erst in letzter Zeit wieder verstärkt zugelassen. So sollten wir unser Hauptaugenmerk darauf richten, Infektionen zu vermeiden“, so Eckmann abschließend.