Ende 2016 verständigten sich in einer gemeinsamen Initiative der Volkswagen Konzern und die Stadt Wolfsburg darauf, Wolfsburg zu einer Modellstadt der Digitalisierung zu entwickeln. Dazu wurden in einem „Memorandum of Understanding“ Zielsetzung und Felder der Zusammenarbeit festgelegt. Ein Jahr später herrscht allgemeine Aufbruchstimmung. Strukturen wurden aufgebaut, Arbeitskreise angeschoben, bestehende Projekte gebündelt, neue initiiert. Inzwischen treiben der Volkswagen Konzern und die Stadt Wolfsburg gemeinsam die groß angelegte Initiative weiter voran. Die Wolfsburg AG, die den Transformationsprozess begleitet, hat inzwischen eine Geschäftsstelle auf der e-Mobility-Station errichtet. Viele Entwicklungsprojekte sind bereits realisiert, neue Aktivitäten konkret skizziert. Mitte Oktober sendete Johann Jungwirth, Chief Digital Officer des Volkswagen Konzerns, ein klares Signal aus: „Gemeinsam mit der Stadt Wolfsburg machen wir (…) den Konzernsitz zum Herzstück für die Digitalisierung.“ Zu den Leuchtturmprojekten zählen die neu errichtete Wolfsburger IT:City, das X Center@IT:City sowie der Digital HUB@WOB, der gemeinsam mit weiteren Partnern umgesetzt wird. Darüber hinaus schafft Volkswagen mit dem Shuttle-on-Demand Service „X-Shuttle“ ein neues Mobilitätsangebot.Digital HUB@WOBDie Markthalle wird Zentrum für digitale Dienstleistungen: Der frühere Hertie-Bau am Nordkopf soll von der Stadt in Kooperation mit Volkswagen und dem VfL Wolfsburg zu einem Zentrum für digitale Dienstleistungen, CoCreation (die Zusammenarbeit von Unternehmen und Kunden oder Mitarbeitern) und Jugendförderung werden. Arbeitstitel: „Digital HUB@WOB“. „Das konkrete Umsetzungs- und Finanzierungskonzept zu erstellen ist die Aufgabe, an der die Beteiligten nach dem Ratsbeschluss jetzt gemeinsam mit der NEULAND als Eigentümerin der Markthalle arbeiten“, erläutert Ralf Sygusch, Leiter des Referats Strategische Planung, Stadtentwicklung und Statistik der Stadt.
Wolfsburg Plus
Sogenannte Digital HUBs sprießen derzeit vor allem in größeren Städten allerorts aus dem Boden: Dort begegnen sich Unternehmen und Start-ups, um sich mit dem Ziel zu vernetzen, digitale Innovationen an ihrem jeweiligen Standort voranzutreiben. Die Wolfsburger Variante erweitert diesen Ansatz um eine intensive Einbindung der Bürger. Die Ziele der digitalen Markthalle sind laut Sygusch nicht nur auf kreative Start-ups ausgerichtet: Die Bürger sollen über oft niedrigschwellige Angebote an das Thema Digitalisierung herangeführt werden und entsprechende Angebote auch ausprobieren können. Wirtschaftsförderung soll ebenso Bestandteil sein wie Bildungsangebote für Schulen, Jugendliche und Ältere. Letztlich sollen sich alle Nutzer der „digitalen“ Markthalle vernetzen und in ihr erleben, wie digitale Lösungen das Leben beeinflussen. „Das gibt es in Deutschland in dieser Kombination meines Wissens noch nicht“, so Sygusch. „Unser Ziel ist aber nicht das Alleinstellungsmerkmal, sondern die Etablierung eines multifunktionalen Ortes in der Stadt mit einem möglichst breiten digitalen Angebot.“
Vorgesehen ist, sowohl die zwei Geschosse der Markthalle sowie Teile der Außenfläche in das Konzept einzubeziehen. Im Erdgeschoss soll die Stadt einer der Hauptnutzer sein. Das städtische „Schiller 40“, das unter anderem Kurzzeitarbeitsplätze, eine Smartphoneschule für Ältere oder das Repair Café anbietet, soll hier einziehen, und das Jugendzentrum „Haltestelle“ seinen Platz behalten. Vorgesehen sind zudem Funktionen wie ein Sende-Studio, ein Virtual- Reality-Studio und ein Workshop- und Veranstaltungsbereich. Die Stadt Wolfsburg steuert zudem medienpädagogische Angebote bei.
Auch Volkswagen bietet im Erdgeschoss eigene Formate an:
In einem sogenannten Fab Lab entsteht eine Experimentierwerkstatt für Metall- und Holzbearbeitung, an 3-D-Druckern können zudem Visionen zu Prototypen werden. Sygusch: „In welcher Form dieser Raum auch für Dritte offen ist, muss innerhalb der Konzepterstellung noch geklärt werden.“ Anders das Café, das als Kontaktstelle für alle zur Verfügung stehen soll. Zudem soll der VW-Bereich „Smart Mobility“ im Obergeschoss kundennah Servicekonzepte sowie zukunftsweisende digitale Produkte entwickeln.
Der VfL Wolfsburg arbeitet zudem daran, die grüne Außenfläche in das Konzept zu integrieren. Die Fußballsparte sieht eine Kombination aus physischem und digitalem Sport vor, also der echten Bewegung und Sportspielen am Bildschirm. Damit soll der Fußball auch außerhalb der Volkswagen Arena die Bevölkerung erreichen.
Ob sich alle dieser Ideen in der Markthalle umsetzen lassen, wird die nun gestartete Konzepterarbeitung ermitteln. Es sind noch einige Fragen zu klären: Es geht etwa um die konkrete Finanzierung, das Management, den Verbleib der bisherigen Mieter oder die Ausformulierung der genauen Zusammenarbeit der drei Hauptnutzer. Anfang 2018 sollen die Fragen geklärt sein. Eine Eröffnung könnte laut Sygusch bereits „in der zweiten Hälfte 2018“ erfolgen.
Erlebbar soll die Markthalle aber schon im ersten Quartal 2018 sein. Die drei Partner planen einen temporären „PopUp Space“, ein Event-Format, in dem erste Veranstaltungen und Aktivitäten die Räume mit Leben und Inhalt füllen.
App Uma – Einfach (mit)fahren
Online-Angebote der Stadt Wolfsburg