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City Magazin Gifhorn Frühling 2018

Städtebaulicher Quantensprung

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Klaus Gmyrek

Gifhorner Doppel

Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt. Der andere packt sie kräftig an und handelt.“ Die Worte aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe treffen auf den Punkt, was in diesen Tagen zwei bekannte Gifhorner Unternehmer auszeichnet und eint: Klaus Gmyrek (72), Gründer und langjähriger Geschäftsführer der 3G Immobilien GmbH Gifhorn, und Udo von Ey (50), in fünfter Generation Inhaber der Firma Schütte. Gemeinsam stehen beide Geschäftsmänner für ein enormes Bauprojekt, das für größtes Aufsehen sorgt, weil es in puncto Attraktivität der Gifhorner Innenstadt einen Quantensprung bedeutet: An der zentral gelegenen Konrad-Adenauer-Straße, einem bisher ungeordneten städtebaulichen Bereich, entstehen in Kombination zurzeit ein Edeka Frischecenter mit 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche und 100 ebenerdigen Parkplätzen sowie ein modernes Schütte-Parkhaus mit 265 Kundenparkplätzen und Gastronomiebereich. Unsere Journalistin Barbara Bärbock bat Klaus Gmyrek und Udo von Ey als „Gifhorner Doppel“ exklusiv zum Interview für das City Magazin.Herr Gmyrek, Herr von Ey, erzählen Sie doch mal: Wie und wann kam es dazu, dass Sie sich entschlossen, gemeinsam ein Projekt zu stemmen, das für Gifhorn idealer nicht sein könnte und nun mit Edeka-Markt und Parkhaus gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt?

City Magazin Gifhorn Frühling 2018

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Klaus Gmyrek: Es gilt, die Innenstadt zukunftsfähig zu gestalten. Seit 1947 bin ich in Gifhorn zu Hause, mein Leben lang mit der Stadt verbunden und seit 1998 auch in der City-Gemeinschaft Gifhorn aktiv tätig. Als Unternehmer sehe ich mich immer in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen – erst recht in einer schwierigen Zeit, in der unser innerstädtischer Handel vor großen Veränderungen steht. Traditionelle Kunden wenden sich mehr und mehr dem Online-Handel zu, der stationäre und private Einzelhandel vor Ort gerät unter enormen Druck. Hinzu kommt im Wettbewerb der Städte die geografische Nähe Gifhorns zu den Oberzentren Braunschweig und Wolfsburg, die ebenfalls zu einem deutlichen Kaufkraftverlust führt. Wir kennen alle den Spruch: ‚Wer zu spät kommt …“ Also nahm ich 2014 Kontakt zur Familie von Ey auf, um zu beraten, wie auf dem Schütte-Grundstück neben einem leistungsstarken Lebensmittelmarkt ausreichend innerstädtische Parkplätze geschaffen werden können.

Udo von Ey: Natürlich, seit der Schließung von Extra/Rewe im Cardenap ist die Lage in unserer Stadt eklatant. Der Gifhorner Innenstadt fehlt ein Frischemarkt. Ich wohne selbst mit meiner Familie in der Innenstadt und teile deshalb den Wunsch vieler Gifhorner, auf kurzen Wegen all das frisch einkaufen zu können, was man für den täglichen Bedarf braucht. Deshalb lief Klaus Gmyrek mit seiner Idee vom Bau eines Edeka Frischemarktes bei mir offene Türen ein. Und ganz realistisch betrachtet, gab es auch für den Bau nur einen einzigen Platz, der zentrumsnah in Frage kommen konnte: unser Parkplatz hinter dem Schütte-Kaufhaus an der Konrad-Adenauer-Straße. Doch wo sollten dann unsere Kunden ihre Fahrzeuge parken? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Ein Parkhaus bedeutete zwar eine gehörige Investition, aber die einzig praktikable Lösung! Endlich können damit sowohl Anwohner als auch auswärtige Besucher ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln mit einem gemütlichen Einkaufsbummel in der Innenstadt verbinden.

Branco Weiss, der schweizerische Venture Capital Papst, hat einmal gesagt: „Der Unternehmer sieht Chancen, die andere nicht sehen. Er überwindet die Angst vor dem Neuen.“ Wie ist das bei Ihnen?

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Mit dem Bau eines Edeka-Frischemarktes und eines modernen Parkhauses an der Konrad-Adenauer-Straße erfährt die Gifhorner Innenstadt eine enorme Aufwertung ihrer Attraktivität.

Udo von Ey: Natürlich ist der Markt für einen Unternehmer so etwas wie ein Meer und voller Risiken. Deshalb muss man seine Vorhaben ganz genau abwägen, um möglichst sicher zu sein, dass alle Bedingungen für alle Beteiligten passen. Und genau das haben wir – Klaus Gmyrek und ich – auch getan. Außerdem: Mein Bruder, Ulrich von Ey, ist Architekt. Bei ihm wusste ich: Wenn er das in die Hand nimmt, wird das eine gute Sache!

Klaus Gmyrek: Nachdem wir den Marktführer Edeka vom Standort Gifhorn überzeugt haben und ein erster Vertrag unterschrieben war,konnte konkret mit der Planung und Umsetzung dieses Großprojektes begonnen werden. Nicht einfach auf der grünen Wiese, sondern zentral, in der Stadt. Entsprechend hohe Anforderungen waren allein bei der Aufstellung des Flächennutzugsplanes hinsichtlich Verkehr, Lärm und Umwelt, nachbarschaftlicher Bedenken, städtebaulicher Vorgaben und komplizierter Grundstücksverhältnisse zu erfüllen. Die Hürden waren hoch, die genommen werden mussten. Wie heißt es so schön: Ein Gramm Unternehmergeist wiegt schwerer als ein Kilogramm Bürokratie. Doch Politik und Verwaltung der Stadt Gifhorn waren in besonderer Weise hilfreich, damit wir das wichtige stadtbauliche Projekt nach etwa vierjähriger Planungszeit nun doch erfolgreich realisieren können.

Udo von Ey: Mitte vergangenen Jahres erfolgte der berühmte erste Spatenstich. Und dann ging alles schnell voran. Das Parkhaus wurde bereits teilweise in Betrieb genommen. Bald öffnet unsere Gastronomie, die zum Beispiel leckere Schütte-Burger und Pommes anbietet. Die Kooperationsgespräche laufen dazu mit einem regionalen Anbieter. Und wir erleben natürlich ganz interessiert jetzt den Start der Bauarbeiten für den Edeka-Markt, der bis zum Jahresende eröffnet werden soll.

Was hat Sie beide motiviert, trotz der langen Anlaufzeit von vier Jahren nicht zwischendurch aufzugeben und an Ihrem gemeinsamen Projekt festzuhalten?

Klaus Gmyrek: Natürlich sind uns die nötigen Vorlaufzeiten für derartige innerstädtische Vorhaben bekannt. Dazu braucht es einen langen Atem, Vertrauen in den Partner und in die hiesige Verwaltung. Letztlich waren es nicht in erster Linie wirtschaftliche Gründe, sondern eher emotionale: ein Bekenntnis zu meiner Heimatstadt Gifhorn.

Udo von Ey:
Ich bin jetzt 50 und sehe die einmalige Chance für Gifhorn – die Stadt, in der ich geboren wurde – dass hier ein Edeka-Frischemarkt entstehen kann. Diese Chance wollte ich nicht verstreichen lassen, denn ob es die noch so in zehn Jahren gäbe, glaube ich nicht. Wer wie ich in der Innenstadt wohnt, genießt natürlich die kurzen Einkaufswege ganz besonders.

Gmyrek und von Ey – zwei starke Partner. Warum sind gerade Sie beide miteinander diesen Schulterschluss eingegangen? Was schätzt jeder von Ihnen am anderen?


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Udo von Ey

Udo von Ey: Ich habe großen Respekt vor Klaus Gmyreks Lebensleistung und entsprechend großes Vertrauen in seine Persönlichkeit, seine Arbeitsweise. Unvergessen, dass er 2005 das Kavalierhaus kaufte, 2007 die Stiftung gründete und 2011 die Grundsanierung erfolgte. Damit konnte das Kavalierhaus als zweitältestes Haus Gifhorns und historisches Kleinod der Nachwelt erhalten werden. Das hat mich sehr gefreut und beeindruckt. Außerdem ist Klaus Gmyrek ein Geschäftsmann der alten Schule. Bei ihm gilt noch: ein Mann – ein Wort. Er ist geradlinig und klar – diese Eigenschaften sind nicht mehr für jeden selbstverständlich, aber eben Grundlage allen Vertrauens. Die Zusammenarbeit mit einem Fremdinvestor wäre vergleichsweise mit nicht abschätzbaren, einseitigen wirtschaftlichen Interessen und somit hohen Risiken verbunden gewesen.

Klaus Gmyrek:
Ich kenne die Familie von Ey schon lange und schätze insbesondere an Udo von Ey seine großen menschlichen Qualitäten. Die zeigen sich im Umgang mit seiner Familie, aber auch in der Umsetzung ganz individueller geschäftlicher Ideen bei der Erweiterung des Schütte-Kaufhauses in eine lebendige Schütte-Welt. Mit Café und Spielplatz ist sie längst ein zentraler Treffpunkt in der Stadt geworden, wo Einkauf für die ganze Familie zum Erlebnis gemacht wird – mit viel Kinderlachen, glücklichen Eltern und Großeltern. Dieses Konzept hat Tiefgang, ist sehr authentisch und überzeugend und setzt sich von der Standardisierung der Filialisten ab. Es ist nicht zu übersehen: Udo von Ey lebt für sein Unternehmen und die Stadt. Er ist ein Mensch, auf den man sich verlassen und dem man vertrauen kann – fast schon eine aussterbende Spezies. Natürlich arbeite ich mit ihm deshalb gern zusammen.

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Zwei Visionäre – ein zukunftsträchtiges Projekt. Barbara Bärbock sprach darüber mit den beiden Unternehmern Klaus Gmyrek (l.) und Udo von Ey.

Und was haben Ihre Familien zu ihrem unermüdlichen Tatendrang gesagt?

Udo von Ey:
Meine Frau Ismene hat das vom ersten Augenblick an unterstützt. Sie findet alles gut, was Gifhorn voranbringt und weiterentwickelt. Auch meine Mutter und mein Bruder unterstützen mich bei der Verwirklichung neuer Vorhaben sehr. Ohne diesen Rückhalt würde ich das so nicht machen können.

Klaus Gmyrek: Mein Sohn Christian, Geschäftsführer der investierenden Gesellschaft, begrüßte ebenfalls das Vorhaben und freut sich über die langfristige Bindung mit dem Mieter Edeka. Unterm Strich sind heute alle überzeugt, dass das Projekt in seiner Gesamtheit eine Bereicherung für Gifhorn ist, das Image der Stadt eine deutliche Aufwertung erfährt. Und gemeinsam blicken wir erwartungsvoll und mit großer Freude der Fertigstellung entgegen. (bc)