Anzeige
Sicherheitswochen 2017 II.

Versichern – aber richtig

Versichern – aber richtig Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Eine Unfallversicherung zahlt nur in schweren Fällen, die eine Behinderung zur Folge haben. FOTO: DPA

Der Markt mit Versicherungspolicen boomt: Mittlerweile gibt es für jede Lebenssituation die richtige Police. Doch reicht das auch aus? Und wann ist es zu viel des Guten? Ein Leitfaden.

VON HELMUTH KLAUSING Mit Versicherungen ist das so eine Sache: Es ist besser, eine zu haben und sie nicht zu brauchen, als eine zu brauchen und sie nicht zu haben. Ein Gedanke, der hierzulande weit verbreitet zu sein scheint. Knapp 2400 Euro gibt jeder Bundesbürger im Jahr für Versicherungsbeiträge aus. Ist das zu viel? Die Versicherungswirtschaft verneint und verweist auf die Schweiz, wo dieser Wert bei 6600 Euro liegt. Die Griechen kommen allerdings mit 326 Euro auch irgendwie hin.Versicherungen, die jeder haben sollteUnstrittig ist, dass es eine Reihe von Versicherungen gibt, die jeder abgeschlossen haben sollte. An erster Stelle gehört sicher die Krankenversicherung dazu. Egal, ob gesetzlich oder privat versichert – ohne diesen Schutz kann jeder Krankenhausaufenthalt zum existenzbedrohenden Risiko werden. Seit 2007 sind Bundesbürger sogar per Gesetz zur Krankenversicherung verpflichtet. Trotzdem kamen 2015 noch 80 000 Menschen dem nicht nach.Fachleute wie Hermann-Josef Tenhagen vom Ratgeberportal „Finanztip“ empfehlen darüber hinaus eine Haftpflichtversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung.

Sicherheitswochen 2017

„Wer sich auf dem Laufenden hält, kann eine Menge sparen.“

Bei der Privathaftpflicht ist eine hohe Deckungssumme wichtig. Zwischen 20 Millionen und 50 Millionen Euro sollte die liegen. Für Verheiratete oder Menschen, die in einer eheähnlichen Gemeinschaft leben, genügt eine gemeinsame Police. Nach Angaben der Verbraucherzentralen sind Beitragsunterschiede von mehr als 200 Prozent möglich, und die Leistungen unterscheiden sich auch erheblich.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) erhalten junge Versicherte noch zu günstigen Konditionen, später wird es deutlich teurer. Die BU springt zum Beispiel mit einer Rentenzahlung ein, wenn der Versicherte seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Kunden sollten darauf achten, dass in der Police die sogenannte abstrakte Verweisung ausgeschlossen ist, raten die Verbraucherzentralen. Sonst kann die Versicherung im Fall der Fälle verlangen, dass irgendein anderer Beruf ausgeübt wird, solange er auch nur theoretisch möglich wäre. Verbraucherschützer raten zudem, eine BU als selbstständige Versicherung abzuschließen und nicht in Kombination mit einer Lebensoder Rentenversicherung.

Ein Muss für Immobilienbesitzer ist die Wohngebäudeversicherung. Sie reguliert Schäden durch Sturm, Hagel, Feuer und Blitzschlag. Wer in gefährdeten Gebieten wohnt, sollte seine Immobilie zudem gegen Überschwemmungen, Erdrutsche, Erdsenkungen, Erdbeben oder Lawinen versichern. Die entsprechende Elementarschadenversicherung gibt es als Zusatz zur Hausratoder Wohngebäudeversicherung. Sie ist in Risikogebieten aber oft schwer zu bekommen oder teuer.

Sinnvoll, aber kein Muss

Neben diesen wichtigsten Policen gibt es eine Reihe anderer Verträge, über die man je nach persönlicher Situation nachdenken sollte.

Versichern – aber richtig-2

Vor allem für junge Familien kann eine Risikolebensversicherung hilfreich sein, wenn ein Elternteil stirbt. „Alleinerziehend zu sein gehört zu den größten Armutsrisiken in Deutschland“, sagt Tenhagen. Die Police sichert die Hinterbliebenen ab.

Wer sein Heim mit teuren Möbeln und anderen wertvollen Einrichtungsgegenständen ausstaffiert hat, sollte eine Hausratversicherung in Erwägung ziehen. Sie ersetzt beispielsweise bei einem Wasserschaden Kleider, Möbel und Elektrogeräte.

Die Hundehaftpflichtversicherung ist in Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen für alle Hundehalter vorgeschrieben. In Brandenburg besteht die Pflicht nur für gefährliche Hunde, in Nordrhein-Westfalen nur bei Hunden mit einer Körpergröße von mehr als 40 Zentimetern. Kampfhunde müssen in allen Bundesländern außer in Mecklenburg-Vorpommern versichert sein.

Weil die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten abdeckt, kann eine private Pflegezusatzversicherung helfen. Die ist vor allem für Menschen sinnvoll, die absehbar im Alter über kein hohes Einkommen verfügen werden. Der Staat fördert unter bestimmten Voraussetzungen den Abschluss einer privaten Zusatzversicherung mit dem sogenannten Pflege-Bahr in Höhe von 5 Euro pro Monat.

Was die Krankenkasse nicht zahlt

Gesetzlich Krankenversicherte sollten außerhalb von Deutschland mit einer Auslandsreisekrankenversicherung unterwegs sein. Sie zahlt Behandlungen und medizinisch notwendige Rücktransporte, die bei vielen Kassen nicht oder nur teilweise abgedeckt sind. Alleinreisende müssen dafür nicht mehr als 10 Euro jährlich ausgeben, Familien rund 30 Euro.

Wer jung ist, kann eine Zahnzusatzversicherung abschließen. Die gesetzliche Kasse zahlt nur Festbeträge für Zahnersatz, das reicht oftmals nur für eine einfache Grundversorgung.

Die Krankentagegeldversicherung fängt bei einer schweren Erkrankung den Einkommensausfall auf. Das kann für Selbstständige und Besserverdiener interessant sein.

Spezielle Fälle

Den Nachwuchs bis zum Ende der Ausbildung mit einer Kinderinvaliditätsversicherung abzusichern kann sinnvoll sein. Danach brauche das Kind aber eine Berufsunfähigkeitsversicherung, sagt Tenhagen.

Zu einer Unfallversicherung rät der Experte allenfalls als Notlösung, wenn eine Berufsoder Erwerbsunfähigkeitsversicherung nicht möglich sind. Die Unfallversicherung zahlt bei schweren Unfällen, die in einer Behinderung münden. Aber nur zwei Prozent aller Schwerbehinderungen seien Folge eines Unfalls, erläutert Tenhagen.

Nur wer eine besonders teure Reise gebucht hat und häufig krank wird, muss sich über eine Reiserücktrittsversicherung informieren.

Kapitalbildende Lebensversicherung auf dem Rückzug

Der Deutschen liebste Altersvorsorge war die klassische kapital- oder fondsgebundene Lebensversicherung. Wegen der seit Jahren sehr niedrigen Zinsen in der Euro-Zone und der Kosten einer solchen Police lohnt sich der Neuabschluss derzeit aber nicht. „Oft kommt nicht einmal mehr der über Jahre eingezahlte Betrag dabei heraus“, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Grundsätzlich sollte man ohnehin Versicherung und Geldanlage voneinander trennen, rät sie.

Wo gibt es Informationen?

Die Verbraucherzentralen in den Bundesländern bieten eine unabhängige Beratung an. Wer sich vorab erkundigen möchte, findet Einzelheiten zu Fallstricken auf den Internetseiten der Verbraucherzentralen oder beim Onlineportal „Finanztip“. Auch der Bund der Versicherten (www.bundderversicherten.de) gibt Entscheidungshilfen. Die Stiftung Warentest hält auf ihrem Portal www.test.de ebenfalls Tipps bereit und vergleicht zudem regelmäßig die Angebote der Versicherungsunternehmen.

Wie erkenne ich, ob eine Versicherung überflüssig ist?

„Enormen Einfallsreichtum“ bescheinigt der Bund der Versicherten (BdV) den Unternehmen beim Erfinden neuer Policen. Es sei aber nicht so schwer, unnötige Angebote zu erkennen, sagt Bianca Boss vom BdV.

Eine Brillenversicherung etwa greife ohnehin nur bei mindestens zwei Jahre alten Sehhilfen und trage auch nicht die Kosten für höherwertige Gläser. Ähnlich nutzlos sei eine Handyversicherung, die nur den Zeitwert des Mobiltelefons zahlt. Wer braucht eine Insassenunfallversicherung? Niemand, sagt Boss. Sie biete nichts, was nicht die eigene Kfz-Haftpflicht oder die eines Unfallgegners abdecke. Als besonders widersinnig gilt die Reisegepäckversicherung: Nur wer seinen Koffer ständig im Blick hat, bekommt Ersatz. – Wer nicht hingeschaut hat, gilt vielen Versicherern als grob fahrlässig.

Wer seine Angehörigen von Beerdigungskosten entlasten will, sollte Geld beiseite legen, statt es in eine Sterbegeldversicherung zu stecken. Bei langer Laufzeit zahle man häufig mehr ein, als die Hinterbliebenen am Ende herausbekommen, sagt Boss. Ähnlich sei es mit der Krankenhaustagegeldversicherung (nicht zu verwechseln mit der Krankentagegeldversicherung, die für einige Menschen durchaus sinnvoll sein kann).

Gegen „häusliche Notfälle“ müsse sich auch niemand versichern. Sperrt man sich aus, holt man eben den Notdienst. Das koste in der Regel nicht mehr als jahrelange Versicherungszahlungen.

„Die Deutschen sind falsch versichert“

Ein Vergleich der Policen hat fast immer dasselbe Ergebnis: Der Wechsel kann sich lohnen

Versichern – aber richtig-3
Hermann-Josef ist Wissenschaftsjournalist und Versicherungsexperte. Er gründete das gemeinnützige Verbraucherportal „Finanztip“. FOTO: PRIVA

Herr Tenhagen, sind die Deutschen überversichert?

Tenhagen: Sie sind auf jeden Fall falsch versichert. Pro Kopf geben sie jedes Jahr weit mehr als 2000 Euro für Versicherungen aus. Das müsste nicht so sein. Oft sind völlig unnötige Policen darunter, und für wichtigen Versicherungen geben sie meist deutlich zu viel Geld aus.

Wie erkenne ich denn eine unnötige Versicherung?

Der Lackmustest dafür ist die einfache Frage: Wenn der Schaden eintritt, kann ich die Kosten selbst tragen? Wenn ja, brauche ich die entsprechende Versicherung nicht. Glasbruch-, Handy- oder Brillenversicherungen fallen unter anderem in diese Kategorie. Und wenn mein Auto nur noch einen Zeitwert von 3000 oder 4000 Euro hat, kann ich sicher auch auf die Kaskoversicherung verzichten. Jedenfalls, wenn die teuer ist.

6 Versicherungsverträge besitzt jeder Bundesbürger im Durchschnitt, hat der Bund der Versicherten errechnet. Dafür gibt der Durchschnittsdeutsche rund 2200 Euro im Jahr aus.

Aber ohne Krankenkasse, Privat- und Kfz-Haftpflicht sowie Berufsunfähigkeitsversicherung geht es nicht.

Stimmt. Doch selbst da lässt sich viel Geld sparen. Spätestens alle drei Jahre sollte man sich seine Versicherungen vornehmen und sie mit aktuellen Tarifen aus dem Internet vergleichen. Oft, wenn auch nicht immer, lässt sich sparen. Je höher die Beitragssumme, desto öfter sollte man vergleichen. Wem das ein zu großer Angang ist, der kann auch ein Ritual daraus machen und sich jeden Monat eine andere Versicherung vornehmen. Und dann von dem Ersparten mit seinen Lieben Essen gehen.

Sind wir dafür nicht zu träge?

Die meisten Menschen leider ja. Dabei könnten sie eine Menge Geld sparen. Oft hilft es auch schon, die Beiträge – zum Beispiel in der Kfz-Versicherung – nicht in Raten zu zahlen, sondern in einem Betrag. Das ist für manche Menschen sicher eine große Belastung gerade zum Jahresende, aber je nach Anzahl der Raten lassen sich allein dadurch schon bis zu 20 Prozent der Beitragskosten sparen.

Es braucht neue Konzepte

Ruhe Bewahren!

Versichern – aber richtig-4
Stefen Wendzel

Smart Homes sind keine uneinnehmbaren Festungen. In der Vergangenheit wurde in den Medien immer wieder über Sicherheitslücken berichtet. Es ist gut, wenn derartige Vorfälle öffentlich werden, denn dann können Anbieter und Kunden reagieren. Leider verfügen die meisten Smart Homes nicht über die Technologie, um ausgefeilte oder neue Angriffe zu detektieren. Mit etwas Pech bleiben Schwachstellen somit lange vor Eigentümern und Herstellern verborgen.

Erst, wenn es folgenschwere Angriffe gab und die Ursachen dafür entdeckt wurden, kann der Hersteller für Abhilfe sorgen und ein Softwareupdate für seine Kunden bereitstellen. Generell ist davon auszugehen, dass die Wahrscheinlichkeit, Softwareupdates zu bekommen, mit zunehmendem Produktalter sinkt. Doch auch ein bereitgestelltes Sicherheitsupdate kann nur dann seinen Zweck erfüllen, wenn der Kunde oder der Hersteller dieses auch installieren, was im Falle des Kunden bedeutet, dass er wissen muss, dass es Updates gibt, und auch, wie er diese einspielen kann. Eine optimale Sicherheit von Smart Homes ist nur gewährleistet, wenn die Hersteller stärker langfristige Sicherheitskonzepte entwickeln und Kunden mit möglichen technischen Problemen besser vertraut machen.

Steffen Wendzel ist Informatikprofessor an der Hochschule Worms. Er hat zu intelligenter Gebäudetechnik geforscht und ist Autor mehrerer Bücher zu den Themen IT-Sicherheit und Linux.

Metall darf nicht in die Mikrowelle

Stimmt das?

Versichern – aber richtig-5

Hartnäckig hält sich die Annahme, Metall dürfe nicht in die Mikrowelle. Kein Wunder, viele Videos belegen diesen Mythos und zeigen, wie die Funken fliegen, wenn die Metallbehälter versehentlich den Metallrand der Mikrowelle berühren. Dennoch stimmt die Annahme nicht. Tests des Fraunhofer-Instituts machten mit Stahl- und Aluminiumschalen den Test. Mit eindeutigem Ergebnis: Sind die Behälter richtig befüllt und weit geöffnet, gebe es keine Probleme, berichtete das Magazin „Öko-Test“.

Würden Sie autonome Autos nutzen, die keinen menschlichen Eingriff zulassen?

Zahlen, bitte!

Versichern – aber richtig-6