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City Magazin Wolfsburg

Historischer Hoffmannsaal erstrahlt in neuem Glanz

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Freuen sich gleichermaßen über die gelungene Restaurierung des Hoffmannsaales: Ortsbürgermeisterin Bärbel Weist mit Ilse und Uwe Eilert.

Vor Ort in Fallersleben

Wenn das kein Grund zum Feiern ist: Am 22. Mai wurde nach über zweijähriger umfassender Sanierung der Hoffmannsaal, beliebter und traditionsreicher Veranstaltungsort von Fallersleben, feierlich und in neuem Glanz wieder seiner Bestimmung übergeben. Das circa 3,5 Millionen teure Bauprojekt, für das ursprünglich 2,5 Millionen kalkuliert waren, ist ein Paradebeispiel für bauliche Meisterleistungen unter den strengen Vorgaben des Denkmalschutzes.Für all jene Spezialfirmen, die hier mit Manpower und Fingerspitzengefühl, Handwerkskunst und moderner Technik tatkräftig am Werke waren, flogen seit 2016 die Tage, Wochen und Monate nur so dahin. Aus der Sicht der Fallersleber Menschen, der Vereine und Verbände der Stadt, die ihren Saal schmerzlich vermissten, und natürlich aus der Sicht des Pächters sah die Sache dagegen anders aus. Das Warten wurde zur Geduldsprobe. Traditionsreiche Bälle und Großveranstaltungen mussten gänzlich ausfallen, Feierlichkeiten in anderen Räumlichkeiten stattfinden. Ursprünglich sollte die Sanierung des Hoffmannsaals nach neun Monaten abgeschlossen sein – mit neuen Brandmeldeanlagen, Sicherheitsbeleuchtung, Flucht- und Rettungswegen, Lüftungs- und Heizungsanlagen.Hiobsbotschaften und bittere Pillen

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Blick in den Hof des Hoffmannhauses nach dem Umbau 1936.

„Doch wenn einem alten Bauwerk erst einmal gründlich auf den Zahn gefühlt wird, kann es durchaus unangenehme Überraschungen geben. So kam auch beim Hoffmannsaal plötzlich vieles ganz anders als geplant und gedacht. Schlag auf Schlag folgte eine Hiobsbotschaft auf die nächste. Für das Hochbauamt der Stadt Wolfsburg war diese Baumaßnahme mit ihren vielen Überraschungen ganz sicher eine besondere Herausforderung“, erklärt Ortsbürgermeisterin Bärbel Weist. Es traten Schäden an Holzteilen zutage, der gefürchtete Hausschwamm – ein Pilz, der das Holz zerfrisst – hatte tragende Elemente befallen. In Fachwerkwänden des Bühnenbereiches wurde Braunfäule entdeckt. Und auch das Parkett und der Untergrund waren stark beschädigt. Sachverständige kamen zu dem Schluss, die Statik sei nicht mehr gegeben. Mindestens 70 Prozent aller Balken müssten ersetzt werden.

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Hell, freundlich und irgendwie viel größer wirkt der neu gestaltete Hoffmannsaal nach seiner Sanierung.
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Das waren wirklich schockierende Meldungen und Momente. Doch um den Hoffmannsaal für die Allgemeinheit zu erhalten, blieb gar nichts anderes übrig, als die bitteren Pillen – deutlich längere Bauzeit und Explosion der Kosten – zu schlucken. Gar nicht auszudenken, wenn sich dieses Elend im Verborgenen noch fünf Jahre weiter ausgebreitet hätte. Heute können die Fallersleber aufatmen: „Der enorme Sanierungsaufwand hat sich gelohnt. Der Hoffmannsaal erstrahlt in neuem Glanz schöner als je zuvor und hat nun hoffentlich wieder viele tolle Veranstaltungsjahre vor sich“, so der einhellige Wunsch aus der Bevölkerung.

„Der enorme Sanierungsaufwand hat sich gelohnt.“

Bärbel Weist

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Bewegte und bewegende Geschichte

Aus historischen Dokumenten und Aufzeichnungen kennt Bärbel Weist die bewegte und bewegende Geschichte des Hoffmannhauses sehr genau. War es doch die erste Hofstelle in Fallersleben, die nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut wurde. Beim Blättern in der Chronik kann die Ortsbürgermeisterin viel Interessantes berichten: „Der Bader Wesche, ein Barbier, Heilgehilfe und Haarschneider in einer Person, erwarb mit dem Kauf des Grundstücks 1667 eine Krugrechtsame (Schankkonzession) und ließ das Haupthaus darauf errichten. Bereits 1688 wurde Johann Hoffmann, ein Vorfahr des etwa 100 Jahre später geborenen Dichters Hoffmann von Fallersleben, als Eigentümer des Grundstücks benannt.“

Viele Nebengebäude dienten hier einst als Lager für Brennmaterialien und Erntevorräte oder als Stallungen für Kühe, Schweine, Hühner und anderes Kleinvieh. Weil Fallersleben an der damaligen Kornstraße lag, wurden zudem Quartier, Ställe und Remisen für Händler und Durchreisende benötigt. Eines dieser Nebengebäude ist übrigens der alte Saal gewesen. Obwohl es darüber keine urkundlichen Dokumente gibt, kann man davon ausgehen, dass die bauhistorisch weniger wichtigen hofseitigen Gebäude im Laufe der Zeit manche Umgestaltung erfahren haben.

Um 1780, so lässt es sich belegen, wurde die Hausstelle 91, heute als Hoffmannhaus bekannt, vom Vater des berühmten deutschen Dichters bewirtschaftet. Überlieferungen zufolge verlebte Heinrich Hoffmann hier seine Kinder- und Jugendjahre und hatte den großen Hausgarten mit Sommerpavillon zu seinem Lieblingsplatz auserkoren.

„Dass wir über zwei Jahre ohne unseren großen Saal auskommen mussten, hat schon empfindlich wehgetan.“

Uwe Eilert

Haus der Einkehr und Gastlichkeit

Unter den Bezeichnungen „Hotel Freese“, „Boes’scher Hof“ und schließlich „Fallersleber Hof“ waren Haus und Grundstück in der Hoffmannstadt stets ein Ort der Einkehr und der Gastlichkeit, der jedoch schleichend Jahr um Jahr immer mehr heruntergewirtschaftet war. Um das 4707 Quadratmeter große Anwesen vor dem gänzlichen Verfall zu bewahren, erwarb es schließlich die Stadt Fallersleben am 13. Juli 1934 zu einem Preis von 46 500 Reichsmark vom vorherigen Eigentümer, der Brauerei Feldschlößchen-Streitberg, und hatte kühne Pläne: Unter dem Dach des Hoffmannhauses sollten Museumsräume, eine Jugendherberge und ein Versammlungsraum untergebracht werden. Mit Zuschüssen von 82 000 Reichsmark war eine umfassende Sanierung und Umgestaltung möglich, bei der unter anderem der Dachstuhl des Haupthauses erneuert und der Saal an der Südseite erweitert wurde.

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Endlich zieht wieder Leben in den Hoffmannsaal. Uwe Eilert (r.) und Koch Werner Hartisch kochen gut und gern für große Gesellschaften.
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Kaum zu glauben: Aus diesem Gebäudetrakt entstand einmal der beliebte Hoffmannsaal.

Fallersleber Juwel mit gutbürgerlicher Küche

Im Zuge der Gebietsreform 1972 ging das Hoffmannhaus in das Eigentum der Stadt Wolfsburg über, die Ende der 70er-Jahre nochmals umfangreiche Sanierungsmaßnahmen einleitete. Die machten 1984 nach dreijähriger Bauzeit das traditionsreiche Anwesen mit Hotel- und Gaststättenräumen, Steinklause, großem und kleinem Jagdzimmer, Kaffeegarten und natürlich dem großen Hoffmannsaal – der Visitenkarte des Hoffmannhauses – zu einem echten Juwel. Unter seinem derzeitigen Pächter, dem passionierten Gastronomen Uwe Eilert, ist es wegen seiner gutbürgerlichen Küche nicht nur bei den Fallerslebern beliebt, sonder auch weit über die Region hinaus bekannt.

„Dass wir über zwei Jahre ohne unseren großen Saal auskommen mussten, hat schon empfindlich wehgetan“, bekennt Eilert. Umso mehr freut er sich nun, aber noch immer verhalten, über den neuen Glanz für den historischen Saal, in dessen besten Zeiten Bälle, Partys, Modegalas, plattdeutsche Theateraufführungen, Hafenkonzerte des NDR und andere beliebte Veranstaltungen stattfanden. Im Februar 2016 öffneten sich dann zum Feuerwehrball die Saaltüren letztmalig vor der umfassenden Sanierung.

Höchste Zeit für neue, rauschende Feste

Höchste Zeit, dass dieses mühselige Kapitel der Sanierung abgeschlossen ist, Konzerte, Tanz- und andere kulturelle Highlights in Fallersleben nach bester Manier wieder geplant und gefeiert werden können. So dürfte schon jetzt die Vorfreude auf Erntedank, die Seniorenweihnachtsfeiern großer Verbände, Hochzeiten, Geburtstags-, Kommunion- und Konfirmationsfeiern und natürlich auf den traditionellen Feuerwehrball und den Silvesterball groß sein. Das geschmackvolle Ambiente lässt ganz sicher schon bald den Baulärm und -staub der vergangenen zwei Jahre vergessen sein. (bc)